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Problematisch war die Zusammenarbeit mit den hauptamtlichen Mit­arbeit­ern des Kreis­kultur­hauses. Für uns war die Leitung des Kreiskulturhauses der Ansprechpartner in Bezug auf bauliche und technische Mängel und die gastronomische Betreuung. Die Kompetenz für die Lösung der Probleme lag aber beim Stadtbezirk oder noch weiter oben. Dieses Unbehagen, an der bestehen­den Situation nichts ändern zu können, führte aber dazu, dass auch lösbare Pro­bleme nicht angegangen wurden, wie zum Beispiel einen Garderobendienst zu orga­nisieren, den Flügel reparieren zu lassen, mit ein paar Bildern die Räume und das Treppenhaus zu verschönern, die Veranstal­tungswerbung zu organisieren oder klare Regelungen mit der Gaststätte zu treffen.
Offener Brief von »Assi« Glöde vom 8. März 1989:
Ergänzungen zu unseren Eingaben vom 18. Januar und 4. Oktober 1988: »Der ka­tastrophale Zustand des Treppenhauses zum Keller und des Kellers selbst erfordert eine sofortige malermäßige Instandsetzung. Das Treppenhaus sollte dann mit den im KKH vorhandenen Jazzfotografien von Detlev Schilke und einer Werbefläche für nationale und internationale Jazzveranstaltungen gestaltet werden. Für Foyer und Saal sollte die von mir in der Konzeption vorgeschla­gene Jazz-Ausstellung kurzfristig realisiert werden. Dafür müssen endlich die Latten im Saal ordnungsgemäß befestigt werden. Tischdecken und Teelichte sollten für den Keller genauso selbstverständlich sein wie für die Tische im Saal und Foyer.«
Kurzum, unsere Beschwerden wurden nicht ernst genommen. Daran änderten auch Eingaben an den Stadtbezirksrat kaum etwas. Im Sommer 1988 wurden zwar der Saal und das Foyer renoviert, aber die Toi­letten im Keller konnten nicht mehr benutzt werden.
Mit Jahresbeginn 1989 wurde die Kellergaststätte geschlossen und es gab im Foyer nur noch Flaschenbier.
Was ich im März 1989 noch nicht ahnte: Die Tage des Jazzklubs Treptow waren ge­zählt. Mitte September 1989 hatten wir noch die Jubiläumsfeiern zu »20 Jahre Jazz in Treptow« und »10 Jahre Jazzklub Trep­tow« organisiert. Das waren die letzten Veranstaltungen, die wir als Jazzklub eigen­verantwortlich zu DDR-Zeiten durchgeführt haben.Im Sommer 1989 war ein neuer Mitarbeiter im Kreiskulturhaus eingestellt worden. Der frische Wind, den wir uns anfänglich für das Kreiskulturhaus erwar­teten, sollte sich leider als Sturm erweisen, der uns hinausfegte, denn Gabor wollte seine eigenen Konzepte verwirklichen, und denen standen wir im Wege. Noch bis Ende Oktober gab es Aussprachen und Diskus­sionen. Aber die politischen Entwicklungen drängten die Probleme mit dem Kreiskul­turhaus Treptow in den Hintergrund - mit der Auflösung der DDR löste sich auch der Jazzklub Treptow auf.
Am 23. Oktober 1991 gründeten einige Jazzveteranen aus Treptow den Jazzkeller 69 e.V. Erste finanzielle Unterstützung erhiel­ten wir vom Stadtbezirk Köpenick, wo wir im April 1992 mit Konzerten am Freitag begannen. Im Januar 1994 kehrten wir in das Kulturhaus Treptow zurück. Ende 2002 wurde das Kulturhaus Treptow geschlossen, da gerichtlich entschieden worden war, dass dem Stadtbezirk nur 50 Prozent des Hauses gehören. Den Kauf der anderen Hälfte und die Sanierung konnte der Stadtbezirk nicht finanzieren.
Der Jazzkeller Treptow ist tot, aber der Verein macht weiter: ... und freitags in den Jazzkeller - unter www.jazzkeller69.de erfährt man, wo und wann es jetzt pas­siert.

mit freundl.Genehmigung des Ch.Links Verlag, Berlin:
FREIE TÖNE   Die Jazzszene in der DDR
von Rainer Bratfisch erschienen 2005
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