Sonderkonzerte
gab es im Rathaus Treptow, in der Archenhold Stemwarte und den Kinos
»Gerard Philipe« und »Astra«. Wer im Einzelnen wann und mit wem gespielt
hat, ist leider nicht mehr feststellbar. Mit manchmal zehn Konzerten pro
Monat war das Kreiskulturhaus Treptow einer der wichtigsten
Jazzveranstalter in Ostberlin.
Zu den Sonderkonzerten spielten
ausländische Musiker, die über die Konzert-und Gastspieldirektion
eingeladen werden konnten, wie Willem Breuker, Christian Escoude, die Louisiana Hot Seven aus Dänemark, Ossian aus Polen und
Albert Mangelsdorff und Peter Brötzmann.
Zur Legendenbildung trugen
vor allem die seltenen Abende bei, an denen westeuropäische Musiker
ihren Westberlin-Aufenthalt nutzten, um einen Abstecher nach Treptow zu
machen und »überraschend«, als »Gäste aus dem Publikum«, in das Konzert
einstiegen, so geschehen mit Willem Breuker, Peter Brötzmann, Vince
Weber u.a.
Eine der bekanntesten
Uli Gumpert Kompositionen heißt »'n Tango für Gitti«. Das war die Chefin
der HO-Gaststätte, die bei den Musikern bis spät in die Nacht für Essen,
Trinken und gute Stimmung sorgte. Die Gäste mussten vor ihrem hohen Tresen
dafür des öfteren länger warten.
Da das Arbeitspensum nicht mehr
allein von den Mitarbeitern des Kreiskulturhauses bewältigt werden konnte,
bezogen sie bereits ab 1973 Jazzfreunde aus dem Stammpublikum in
die Organisation der Konzerte ein. Das Jazz-Aktiv bildete als »Stimme des
Publikums« eine Konstante, während die Mitarbeiter des Kreiskulturhauses
wechselten. Der »Jazz aus der DDR« wurde zum Begriff in Westeuropa.
Einige Jazzmusiker durften ins NSW (nichtsozialistische
Wirtchaftsgebiet) reisen, obwohl sie unter Generalverdacht
standen, mit den Ideen des im November 1976 ausgebürgerten
Wolf Biermann zu sympathisieren.
Das
machte es schon wieder verdächtig, dass so viele Leute zu Jazzkonzerten
gingen.