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Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass der Jazzklub Treptow mit dem Kreis­kultur­haus regelmä&szelig;ig auch Veranstaltungen im ge­samten Haus organisierte - seit 1975 den Jazzfasching, ab 1983 ein Frühjahrsfest und im September den Jazzkeller-Geburtstag. Den »Gartenjazz« gab es schon ab 1977.
Finanziert wurden die Veranstaltungen durch das Kreiskulturhaus Treptow des Stadtbezirks. Es gab ein Rahmenbudget von rund 25 000 Mark pro Jahr, das bei der Planung für die Freitagskonzerte eingehal­ten werden musste. Für Hausfeste, River-boat Shuffle und andere Gro&szelig;veranstaltun­gen (»Jazz auf der Insel«) standen dem Kreiskulturhaus zusätzlich Mittel zur Verfü­gung. Im Jahr 1989 hatte das Kreiskultur­haus einen Gesamtetat von 120 000 Mark, davon wurden 48 000 Mark für Jazz ausge­geben
. Die Verträge wurden zwischen dem Kreiskulturhaus und den Musikern geschlos­sen und die Gagen nach dem Konzert überwiesen. Der Jazzklub Treptow war nur der Vermittler. Um AWA-Gebühren und polizeiliche Veranstaltungsmeldung küm­merte sich das Kreiskulturhaus. Auslän­dische Musiker, also auch solche aus West­deutschland, konnten nur über die Konzert-und Gastspieldirektion (KGD) eingeladen werden. Dafür gab es beim Stadtbezirk den KGD-Fonds. Aus diesen Mitteln konnte ein internationales Konzert im Jahr finanziert werden - in Zusammenarbeit mit Jimi Metag konnten die bürokratischen Hürden gemeistert werden.
Ab 1987 waren die Besucherzahlen zu unseren Veranstaltungen rückläufig. Offiziell konnte das dadurch erklärt werden, dass sich in der DDR das Spektrum an Live-Musik erweiterte und das Publikum gezielter auswählte. Tatsache war, dass der Jazz an Bedeutung (nicht nur in der DDR) einbü&szelig;te. In der Rückschau muss aber auch zugegeben werden, dass einem Teil unseres Publikums nach und nach die Ausreiseanträge in den Westen genehmigt wurden.
Die meisten Mitglieder im Jazzklub Treptow waren je­doch Leute, die die DDR für verbesserungs­möglich hielten, ergo keinen Ausreiseantrag gestellt hatten. Das änderte nichts an der Tatsache, dass ein Viertel bis ein Drittel des Stammpublikums für sich die Konsequenz gezogen hatte, die DDR zu verlassen. Unter­schiedliche Auffassungen änderten nichts am guten Einvernehmen untereinander.
Besonders bewegt hat es natürlich alle, wenn ein Musiker in den Westen ausreisen durfte. Ausdrückliche Auftrittsverbote für Gruppen oder Musiker gab es im Kreiskultur­haus Treptow nicht. Trotzdem hat die »Aus­reiseband« Fade out (Hermann Anders - tb, Hansi Klemm - voc, Günter Krex - bg, Chris­tian Pittius - keyb) nie bei uns gespielt. Auf jeden Fall hat Hermann Anders sein letztes DDR-Konzert im Jazzkeller Treptow gegeben.
Ab und an kam ein freundlicher älterer Herr vom Meldewesen (so hat er zumindest gesagt) zur Kontrolle. Er blieb ein Viertel­stündchen, schaute ein bischen und ver­schwand wieder. Er konnte zwar den Ein­lassdienst beim Biertrinken stören, aber bestimmt nicht feststellen, wie viele Be­sucher im Klub waren. Unter welcher inoffi­ziellen Beobachtung wir standen, ist nicht bekannt. Auflagen, dass bestimmte Musiker nicht auftreten sollten, oder Verbote ge­planter Konzerte gab es nicht. Verboten wurde allerdings das Plakat für »Jazz auf der Insel« 1982, das schon gedruckt war und nicht gehängt werden durfte, weil ein Saxophon spielendes Flusspferd in der Spree sa&szelig;.
Beginnen sollten die Konzerte um 20 Uhr, aber schon damals ging es meist etwas später los. Genug Zeit zum Biertrin­ken und Klönen. Bier zu besorgen war nicht immer einfach. Wenn der Laden rappelvoll war, gingen dem Kneiper schnell die Gläser

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