Die meisten Mitglieder im Jazzklub Treptow
waren jedoch Leute, die die DDR für verbesserungsmöglich
hielten, ergo keinen Ausreiseantrag gestellt hatten. Das änderte nichts an
der Tatsache, dass ein Viertel bis ein Drittel des Stammpublikums für sich
die Konsequenz gezogen hatte, die DDR zu verlassen. Unterschiedliche
Auffassungen änderten nichts am guten Einvernehmen
untereinander.
Besonders bewegt hat es natürlich
alle, wenn ein Musiker in den Westen ausreisen durfte. Ausdrückliche
Auftrittsverbote für Gruppen oder Musiker gab es im Kreiskulturhaus
Treptow nicht. Trotzdem hat die »Ausreiseband« Fade out
(Hermann Anders - tb, Hansi Klemm - voc, Günter Krex - bg, Christian
Pittius - keyb) nie bei uns gespielt. Auf jeden Fall hat Hermann Anders
sein letztes DDR-Konzert im Jazzkeller Treptow gegeben.
Ab und an kam ein freundlicher
älterer Herr vom Meldewesen (so hat er zumindest gesagt) zur Kontrolle. Er
blieb ein Viertelstündchen, schaute ein bischen und verschwand
wieder. Er konnte zwar den Einlassdienst beim Biertrinken stören,
aber bestimmt nicht feststellen, wie viele Besucher im Klub waren.
Unter welcher inoffiziellen Beobachtung wir standen, ist nicht
bekannt. Auflagen, dass bestimmte Musiker nicht auftreten sollten, oder
Verbote geplanter Konzerte gab es nicht. Verboten wurde allerdings
das Plakat für »Jazz auf der Insel« 1982, das schon gedruckt war und nicht
gehängt werden durfte, weil ein Saxophon spielendes Flusspferd in der
Spree sa&szelig;.
Beginnen sollten die Konzerte um
20 Uhr, aber schon damals ging es meist etwas später los. Genug Zeit zum
Biertrinken und Klönen. Bier zu besorgen war nicht immer einfach.
Wenn der Laden rappelvoll war, gingen dem Kneiper schnell die
Gläser