aus und die Leute in der Schlange
mussten davon überzeugt werden, die leeren Gläser, die sie in der Hand
hatten, vorne abzugeben, damit es weitergeht.
An Bier und Gläsern gab es in der
DDR eigentlich keinen Mangel, aber oft am Engagement des Kneipers. Um
seine Ruhe zu haben, war des öfteren das Bier schon um 23 Uhr alle und der
Wein dann auch ganz schnell - kein Wunder, da er aus Biergläsern
getrunken wurde, weil nicht genug Weingläser da waren ...
Das Publikum war nicht allein zum
Musikhören gekommen, sondern der Jazzkeller war auch ein
Treffpunkt, eine Nische für viele, die in der DDR unzufrieden waren. Es
war eine Szene für Intellektuelle, die sich in den siebziger Jahren durch
den Jazz gefunden hatten, aber als Atheisten nicht in die kirchliche
Opposition gehen wollten. Wenn Uli Gumpert spielte, wurde das
besonders deutlich, denn jeder wartete darauf, dass er Melodien
von Biermann-Liedern in sein Klavierspiel einbaute - dann gab es
tosenden Zwischenapplaus.
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Und spätestens nach der
Biermann-Ausbürgerung kannte jeder die Lieder und Texte.
Die Räumlichkeiten entsprachen
nicht dem, was man sich landläufig unter einem Musikkeller vorstellt. Ein
erhöhtes Podium, eine Bühne, gab es nicht. Die Musiker bauten sich
zwischen den Durchgängen zu den Hinterräumen auf, die etwa fünf Meter
auseinander lagen. In der »S-Bahn«, so hieß das rechte Hinterzimmer,
weil es mit S-Bahn-Sitzen möbliert war, und in dem anderen Hinterraum
saßen die Leute und quatschten. Selbstverständlich mussten sie zum
Bierholen an der Band vorbei und natürlich auch alle, die zur Toilette
wollten, denn die Tür dorthin war links neben der »Bühne«. Einen extra
Aufenthaltsbereich für die Musiker gab es nicht.
Für größere Besetzungen
oder wenn ein Piano gebraucht wurde, konnten wir aber in den Saal in der
ersten Etage ausweichen. Das passierte Ende der achtziger Jahre immer
häufiger, da immer mehr Bands keine Lust mehr hatten, gegen den
Gesprächspegel des Kellerpublikums anzuspielen.
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