Dienstag 16. Juni '20


Jazz am Kaisersteg
Kultursommer im Garten – 51 Jahre Jazzkeller Treptow

11. + 25. Juli, 8. + 22. August, 5. September  2020
jeweils 17 – 20 Uhr       draußen & fast gratis

Blythill / Klub Demboh & guest play Sun Ra // Baryton / Mahall-Rupp-Tom / Derek Plays Eric
Insomnia Brass Band / Bauhauskapellentraum / MULLET+ play Misha Mengelberg
Klima Kalima / Helmut „Joe“ Sachse & Kalle Kalima / African Chase Experience
Tribute To Stuff Smith / Schlim und Schläm / Gorilla Mask …

Open Air Bühne am Kaisersteg, Hasselwerderstr. 22a, Berlin-Oberschöneweide

( S-Bahn Schöneweide: RB 24, S8, S9, S41, S42, S45, S46, S47, S85, Bus 65, N65, N67 I Brückenstraße: Tram 21, 37, 60, 67, M17, N67 I Firlstraße (über Kaisersteg): Tram 27, 60, 62, 63, 67, 68, N67 )
Jazzkeller 69 e.V. mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, der IG Jazz Berlin, des Bezirksamtes Treptow-Köpenick, Fachbereich Kultur und Museum, dem Fachbereich Facility Management, der BVV des Bezirks Treptow-Köpenick, der Bürgerstiftung Treptow-Köpenick, dem Zentrum für Demokratie Treptow-Köpenick,
und von vielen ehrenamtlich engagierten Bürger*innen.

 

Von Peter Margasak

Ich hatte Berlin im Laufe der Jahre ein halbes Dutzend Mal besucht, bevor ich im August 2019 hierher zog, ich wusste also schon, dass Berlin eine starke Musikszene hat. Ich schreibe seit den späten 1980er Jahren über Jazz und improvisierte Musik, und die Kraft und Bedeutung der hiesigen Free-Jazz-Szene war von Anfang an in meinem Bewusstsein verankert, vor allem dank des ergiebigen Outputs von FMP Records.
Ich war auch ein großer Fan der eher experimentellen Improv-Szene, die alle Arten von radikalen Klangansätzen erforscht hat, aber erst seit ich hierher gezogen bin, kann ich Tiefe, Vielfalt und Stärken von Jazz und improvisierter Musik in Berlin voll würdigen.
Wie jeder Fan dieser Musik bereits weiß, kann das Angebot in dieser Stadt überwältigend sein, mit zwischen einem und zwei Dutzend Aufführungen pro Nacht. Als Zuhörer wird man leicht schwindlig oder verfällt in Panik aus Angst, etwas zu verpassen.

Diese überbordende Vielfalt – so gut wie jede Spielart von Jazz und improvisierter Musik ist in Berlin zu haben – macht die Arbeit der Leute, die hinter dem Jazzkeller 69 e. V. stehen, nicht nur unschätzbar wertvoll, sondern auch unverzichtbar.
Mit den wöchentlichen Konzerten im Aufsturz bieten sie eine schillernde Auswahl lokaler und tourenden Künstlern von höchster Qualität, ohne dabei die entscheidende Verbindung zur Berliner Szene zu verlieren. Obwohl viele der Künstler von außerhalb kommen – außerhalb von Berlin, Deutschland oder sogar Europa, ist immer ein Akteur dabei, der in dieser dynamischen Stadt verwurzelt ist.

Mit der zum 18. Mal stattfindenden Treptower Sommer-Konzertreihe erweitern die Organisatoren Jahr für Jahr ihre Reichweite. Die Freiluftkonzerte bieten sowohl erfahrenen Eingeweihten als auch Jazz-Neulingen die Möglichkeit, einige der wichtigsten und dynamischsten Musiker der Stadt draußen und gratis zu treffen. Der Jazzkeller 69 programmiert die Konzerte wie gewohnt mit offenen Ohren und präsentiert diverse Spielarten des Jazz.
Diese kuratorische Raffinesse ermöglicht uns allen Einblick in die Arbeitsweise der Musiker in Berlin. Das kosmopolitische Flair Berlins spiegelt sich wunderbar bei Klub Demboh wieder – mit Bandmitgliedern aus Italien, Schweden, Russland, Japan, Frankreich, Dänemark und natürlich Deutschland.
Viele der Bands, die an den Abenden zusammenspielen (meist drei pro Abend) sind miteinander verbunden, auch wenn jede der Gruppen sehr unterschiedlich klingt. Zum Beispiel spielen die Gitarristen Kalle Kalima und Helmut „Joe“ Sachse in einem Duo-Projekt zusammen, aber die weiteren Bands des Abends mit denen sie jeweils zusammenarbeiten, sind stilistisch kontrastierende Gruppen.

Wir können zwei sehr unterschiedliche Seiten der Baritonsaxophonistin Almut Schlichting hören, die mit der Insomnia Brass Band wilde freie Party-Musik spielt und mit dem Bauhauskapellentraum unterschiedlichste Musikformen durcheinander wirbelt. Solche Aktivitäten sind für Berliner Musiker nicht unüblich – Vielseitigkeit und Neugier sind bezeichnend für sie. Mit Jazz am Kaisersteg können wir diese facettenreichen Spielweisen an einem einzigen Abend erleben, direkt vor unseren Augen und Ohren. Oft genug nimmt man, was täglich um einen herum passiert, als selbstverständlich hin. Aber als jemand, der in Berlin immer noch täglich neue Schätze entdeckt, ist Jazz am Kaisersteg ein Grund mehr, Dank zu sagen für all das, womit diese Stadt gesegnet ist.

Peter Margasak ist ein Musikjournalist, der mehr als zwei Jahrzehnte für den Chicago Reader tätig war. Er schreibt regelmäßig Beiträge für DownBeat, Chamber Music und Bandcamp Daily.
Seine Arbeit erschien auch bei Wire, New York Times, Musicworks, Rolling Stone, Chicago Tribune und NPR’s All Things Considered. Außerdem ist er seit 2013 für das Programm der wöchentlichen Reihe Frequency im Chicagoer Club Constellation verantwortlich und leitet seit 2016 das alljährliche Frequency Festival. Derzeit arbeitet er an einem Buch über das Aufeinandertreffen von Free Jazz, experimenteller Musik und Post-Rock in Chicago zwischen 1992 und 2002.

 

In eigener Sache:

Bevor Anfang Mai vom Berliner Senat die Lockerung der Korona-Einschränkungen beschlossen wurde, hatten wir entschieden, die für Juni geplanten Konzerte nach hinten zu verschieben.
Einige Zuwendungen und Genehmigungen konnten erst mit der Möglichkeit zur Realisierung unserer Freiluftveranstaltungen bearbeitet werden, Entscheidungen zu Projektanträgen wurden auf Grund der Einschränkungsmaßnahmen verspätet getroffen so dass es an Planungssicherheit mangelte.

Nicht alle Förderanträge wurden vollumfänglich genehmigt. So fehlen z. B. Mittel für die Videoaufzeichnung der Konzerte. Zusatzkosten, die sich aus den Hygienemaßnahmen ergeben, waren natürlich in unseren Projektanträgen nicht berücksichtigt.
Trotzdem haben wir das Programm nicht reduziert und wollen den Musizierenden die Möglichkeit bieten, Ihren Auftritt zu „Jazz am Kaisersteg“ auch dieses Jahr im Weltgewebe als Video zu veröffentlichen und dem Publikum eine interessante Jazz-Palette bieten.

Zur Schließung von Finanzierungslücken bitten wir Euch zu den Konzerten um Spenden.

Wir hoffen, dass nach den gegenwärtigen Lockerungen der Kontakteinschränkungen, die Ausbreitungsrate des Virus nicht ansteigt und alle mit den Corona-Beschränkungen verantwortungsbewusst umgehen, so dass unsere Freiluft-Konzertreihe planmäßig stattfinden kann.
Vielen Dank an unsere Unterstützer: Der Senatsverwaltung für Kultur und Europa, der IG Jazz Berlin, dem Musikfonds e. V., dem Bezirksamtes Treptow-Köpenick, Fachbereich Kultur und Museum, dem Fachbereich Facility Management, der Bürgerstiftung Treptow-Köpenick, dem Zentrum für Demokratie Treptow-Köpenick, dem Jugendschiff ReMiLi – Projekt der Einhorn gGmbH, dem Projekt „Laib und Seele“ der Christuskirche Berlin-Oberschöneweide und den vielen ehrenamtlich engagierten Bürger_innen.

Ich wünsche uns schönes Wetter.

Wolf-P. „Assi“ Glöde, Vorsitzender Jazzkeller 69 e. V.