Er war einer der Initiatoren des Jazzkeller Treptow, der die Keimzelle des Jazzkeller 69 e.V. darstellt und war in den Anfangsjahren mit Synopsis (mit Conny Bauer, Baby Sommer & Uli Gumpert) in vielen Konzerten Stammgast.
1984 wurde daraus dann das Zentralquartett
Danach bis zur Wende immer wieder mit seinem Quartett & Quintett.
Nach der Wende waren dann seine Auftritte im Jazzkeller gemischter, bunter. Mal mit alten gewachsenen Gruppen, wie dem Zentralquartett oder seiner Frau Uschi Brüning im Duo.
Daneben aber eine Vielzahl von Projekten mit jungen und älteren Musikern gemischt.
Immer wieder auch mit dem Ruf der Heimat oder Ornette et cetera und und….
1997 kam es, anlässlich der CD-Veröffentlichung eines alten Mitchnitts „Live aus Mittweida“, zu einem erneuten und bemerkenswerten Konzert mit Synopsis ’77 ohne Conny Bauer und mit Klaus Koch am Bass.
Luten war ein extrem beweglicher Musiker. Nicht nur am Rohrblatt, bei der Wahl seiner Auftrittsorte (da ist vom Jazzfestival Montreux in der Schweiz bis zur Wagenburg Lohmühlenbrücke in Treptow alles dabei), sondern mit Herz und Verstand.
Der Saxofonist, Klarinettist und Flötist wurde oft als der dienstältete Freejazzer der DDR oder, anders gesagt, der Pionier der improvisierten Musik des Osten bezeichnet.
Er selber hatte seinen prägenden Stil vor einigen Jahren mal „volkstümlichen Freejazz ohne elitäre Attitüde“ genannt und in der Tat konnte Luten, wenn er wollte, durchaus auch die harmonische Komposition.
In einem Gespräch mit Matthias Wegner, anlässlich eines Jubilee zu seinem 80igsten Geburtstag beim Jazzfest Berlin 2013, gab er folgende Anekdote in seinem unverwechselbaren Tonfall preis:
„Ich hab schon mal einem Schüler, den ich hatte, gesagt…der hat so Phrasen von Joe Henderson oder war es Phil Woods, oder waren es alle beide, gespielt. Also dem habe ich gesagt, er solle doch mal das Tabu dieser Kollegen in Ruhe lassen.
Das Tabu und sozusagen ihre Intimsphäre. Er wäre ihnen ja, indem er diese Phrase so spielt, sozusagen an die Unterwäsche gegangen.
Das tut man eigentlich nicht, zumal der Jazz auch dafür steht, dass er eine individuelle und eigenständige Sprache eines jeden sein soll.“
Er hatte viel zu sagen auf seinen Saxofon, dem Alt mit seinem stechenden, scharfen Ton. In manchmal ausufernden Soli lotete er alle Bereiche seines Instruments aus, grade noch in Obertönen schwelgend stürzte er in eine Phrase, die in einen Blues mit warmen schwelgerischen Ton endete.
Immer dabei wandelbar um seinen Mitmusikern Ideen zu liefern oder deren Ideen geschickt aufzufangen um damit weiter zu arbeiten.
Immer seltenter und dann gar nicht mehr zu hören war er schließlich am Baritone-Saxofone und später brachte er auch seine Querflöte nicht mehr zum Einsatz bei Konzerten…Ein Tribut an das Alter.
Seine kleine bulgarische Hirtenflöte blieb allerdings weiterhin hörbar.
Luten war im Sommer 2017 noch beim Jazz am Kaisersteg für ein Konzert in seinem langjährigen Quartett Ruf der Heimat vorgesehen.
Seine schwere Erkrankung machte das zunichte. Die Gruppe spielte daraufhin nicht mit einem Bläserersatz für Luten, sondern mit Jan Roder als zweiten Bassisten und Thomas Borgmann kam mit einem Alt-Saxofon, dass er zufällig am Tag zuvor erstanden hatte.
Uschi Brüning saß in der ersten Reihe.
Wir emfehlen einen wunderbaren Nachruf auf das Leben von Luten, geschrieben von Christoph Dieckmann in der ZEIT: Heimat Freiheit
✸ ...und zuklappen! +/-