Jazz am Kaisersteg
Kultursommer im Garten der Novilla

17. Juni - 12. August  2017
jeweils 19 - 22 Uhr       draußen & fast gratis

Spielvereinigung Süd, I am Three, Ruf der Heimat, Derek plays Eric, NPC, Baby Bonk, Schweizer Franken, Superimpose, BBG, Hornbeef, Gorilla Mask, Kampfliederprogramm, Brigade Future ...

Garten der Novilla, Hasselwerderstr. 22, Berlin-Oberschöneweide
( S Schöneweide; S8, S9,S45, S46, S47    Tram M17, 21, 27, 37, 63, 67     Bus M11, 160, 163, 166, 167, N65, N67 )
Jazzkeller 69 e.V. in Zusammenarbeit mit moving poets Berlin und Schockverlag
Mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa und des Bezirksamtes Treptow-Köpenick, Fachbereich Kultur

 

Die Zukunft ist das Paradies

Es ist nicht schlecht, ab und zu den Standpunkt zu wechseln, neue Blickwinkel zu probieren.
In diesem Jahr heißt das buchstäblich:neue Wege finden, denn die Sommerkonzert-Reihe des Jazzkeller 69 e.V. ist 2017 „Jazz am Kaisersteg“ – an der Spree, im Garten der Hasselwerder Villa in Oberschöneweide.

Diese ehemalige Fabrikanten-Villa der Familie Lehman (1942 enteignet und ermordet) ist heute als NoVilla das Zuhause der moving poets berlin als internationales Zentrum für Kunst, Kreativität und Begegnung.
Von Juni bis September zum Beispiel im „hoffnungslos optimistischen Kunstprojekt“ ELYSIUM, wo Künstler* und Wissenschaftler*, Musiker* und Performer* zusammen leben und arbeiten und Ideen für eine bessere Welt ausprobieren. Genau das richtige Umfeld für unsere Jazz-Konzerte. Denn die Musik auf dieser Bühne widersetzt sich dem nervtötenden Zeitgeist des „immer weiter so“, der „alternativlosen“ Sachzwangs-Logik und genauso den Rufen nach Abschottung und Ausgrenzung.
Das ist mal offensichtlich: wie im „Kampflieder-Quartett“ zur Eröffnung. Und genauso präsent etwa in der Versuchs-Anordnung „Derek plays Eric“ oder dem 25jährigen Jubiläum von „Ruf der Heimat“. Und in jedem einzelnen Konzert.

Denn Jazz ist immer: international, lebt von der Zusammenarbeit statt vom Nebeneinander – und Improvisation ist: Klang gewordene Hoffnung auf eine gelingende Zukunft.
Deshalb unterstreichen wir unsere Verbundenheit mit dem ELYSIUM-Projekt auch ganz konkret – bei allen Konzerten können für eine Spende von 5 € Festival-Armbänder erworben werden, die den Besuch aller Veranstaltungen im ELYSIUM von Juni bis September ermöglichen – und deren Erlös auch dem ELYSIUM in der NoVilla zugutekommen.
Die Konzerte von „Jazz am Kaisersteg“ bleiben natürlich trotzdem draußen und von Eintritt frei – werden aber sicher nicht umsonst sein. Das ist hören, denken, fühlen, lieben und tanzen nie.

~ Tobias Richtsteig, freischaffender Musikjournalist in Presse und Funk, Mitglied im Jazz-Beirat der Berliner Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten.

 

Samstag 17. Juni 2017  - jazzkeller 69 präsentiert - 19 Uhr:
Open Air Bühne im Garten von Novilla
Jazz am Kaisersteg



Kampfliederquartett

Kempendorff & WeidekampBenjamin Weidekamp – reeds
Uli Kempendorff – reeds
James Banner – bass
Michael Griener – drums

So mancher muss mit sich kämpfen, wenn er mal ein Lied singen soll. Aber darum geht es hier gar nicht.
Noch vor hundert Jahren waren Lieder als wichtige Kommunikations-Mittel bekannt.
Für die Jüngeren: so war das wirklich vor Facebook &Hashtags. Damals waren die sozialen Netzwerke auch real auf der Straße – und ihre besten Posts kennt man noch heute: die Kampflieder.
Kein Wunder: einige davon haben Leute wie Hanns Eisler oder Bert Brecht geschrieben.

Auch Benjamin Weidenkamp glaubt nicht an „l´artpourl´art“ – und hat deshalb ein Quartett einberufen, mit dem er Kampflieder aller Epochen auf den neuesten Stand bringt.
Heute brauchen wir diese Songs mehr als je zuvor. Und Alternativen zum bestehenden Wahnsinn.

 

 

 

 

Brigade Futur III feat. Spielvereinigung Sued

Brigade Futurwords, music & arrangement:
Benjamin Weidekamp, Jerome Bugnon, Michael Haves, Elia Rediger

Elia Rediger – voice / Michael Haves – everything imaginable

REEDS:
Benjamin Weidekamp, Frank Gratkowski, Uli Kempendorff, Damian del Torre, Hendrik Baumgarten – saxes, clarinets, flutes BRASS: Richard Koch, Patrick Schanze, Maximilian Fleischhack, Vincent Hahn – trumpets/ Jerome Bugnom, Ludwig Kociok, Julian Schließmeyer, Matthias Büttner – trombones

RHYTHM:
Florian Kästner – piano, keyboard / Derek Shirley – e-bass, double bass / Philipp Scholz – drums

Eigentlich genügt ein sorgfältiger Blick in den HD-Fernseher: „Die verheerenden Auswirkungen des Raubtierkapitalismus auf die Welt werden immer deutlicher und es ist klar, dass es so nicht mehr weiter gehen kann“ stellt das Grammatik-Kollektiv „Brigade Futur 3“ fest.
Aber die neue Zukunfts-Form macht auch HSpielvereinigung Suedoffnung: „Es kristallisieren sich alternative Konzepte heraus, wie man dem Alltag in unserer auf Überfluss, Konsum und Übervorteilung ausgelegten Gesellschaft begegnen kann – sei es Ernährung, Kleidung, Haushaltsgeräte oder Banken“.
Oder eben Band-übergreifende Kollaborationen mit der Leipziger „SpVggSued“. In dieser Spielpaarung geht es nicht um den Klassenerhalt.
Im Gegenteil: „Es wird ein Ereignis in der Zukunft geschehen sein, für das die Voraussetzungen in der Zukunft geschaffen zu sein werden haben“ heißt es im korrekten Futur 3. Schon Schluckauf?

 

 

Samstag 1. Juli 2017  - jazzkeller 69 präsentiert - 19 Uhr:
Open Air Bühne im Garten von Novilla
Jazz am Kaisersteg



HORNBEEF

HornbeefJérôme Bugnon – trombone
Richard Koch – trumpet
DJ Illvibe – Turntables
Kay Lübke – drums

„Da muss doch mehr sein“– das ist so ein bohrendes Gefühl, das mensch mit sich herumträgt. Zum Beispiel Jérôme Bugnon, der einst als Jazzmusiker nach Berlin gekommen war und schließlich mit der Band Seeed durch die Welt tourte.
Aber immer Party ist auch Arbeit und 2014 war es an der Zeit, wieder was Neues zu probieren: „Hornbeef“ war geboren!
Zwei Hörner – Posaune und Trompete – ohne Angst vor Beef mit Schlagzeug und Turntables.
Da kommt so Einiges zusammen: Das Jazz-Quartett-Format und das HipHop-Battle-Konzept, Marching-Band-Drive, schlichte Bläserchoräle und der heilige Ernst der MusiqueConcrete.
Denn DJ Illvibe, der alte Kumpel aus Seeed-Zeiten, macht hier den Plattenspieler ernsthaft zum Meta-Instrument.
Das zweite Horn spielt der Österreicher Richard Koch, von Olaf Ton, Peter Foxx, dem Andromeda Mega Express Orchestra und aus der Komischen Oper (Hosenrolle) hinlänglich bekannt.
Schlagzeuger Kay Lübke schließlich hat Tour-Erfahrungen auf 4 Kontinenten (die Liste ist zu lang) und zahlreichen Berliner Theaterbühnen gesammelt und hält den Laden zusammen. Und das macht eben auch den Leuten vor der Bühne viel Spaß.
hornbeef.pdf

 

 

 

I AM THREE

I am three

Silke Eberhard – alto sax
Nikolaus Neuser – trumpet
Christian Marien – drums

Seine Auto-Biografie begann Charles Mingus ziemlich selbstbewusst: „In anderen Worten: ich bin Drei“.

Er ist ja auch wirklich der Gott-Vater des modernen Engagements im Jazz, komponierte gegen Rassentrennung und Atombomben und gründete das erste selbstorganisierte Jazzlabel.
Er ist aber auch der Sohn: Mensch geworden mit Ellington, Charlie Parker und Miles Davis – und als unheiliger Geist in seine dynastische Bigband gefahren.
Und sein Sprit wirkt weiter: Silke Eberhard hat schon das Gesamtwerk von Mingus´ Kumpel Eric Dolphy neu eingespielt, jetzt knöpft sie sich mit Nikolas Neuser und Christian Marien den Dreifaltigen selbst vor.
Und dessen Bigband-Musik atmet im kleinen Rahmen auf, wird durchsichtig und behält dabei doch ihren messianischen Drive. Denn I Am Three spielen Mingus, wie er selbst es mit seinen Bands und Workshops getan hat: immer ohne Noten, direkt aus dem heißen Herzen.
Das brachte ihnen schon 4 Sterne im US-Magazin DownBeat ein. Normalerweise hört man da Jazz aus Berlin erst gar nicht an.
silkeeberhard.com

 

 

 

gorilla_mask

Gorilla Mask

Peter Van Huffel – altosax
Roland Fidezius – electric bass, effects
Rudi Fischerlehner – drums

Als Saxofonist steht Peter van Huffel hörbar in der Tradition von Coltrane, Ayler und John Zorn. Coltrane starb vor fünfzig Jahren (am 17. Juli ´67) Ayler trieb kurz darauf im East River und John Zorn gefällt sich als Denkmal der späten ´80er Jahre.
Peter van Huffel dagegen ist lebendig von New York nach Berlin gezogen, wo er mit eigenen Bands (vom Quartett bis zum Oktett), oder mit der Sängerin Sophie Tassignon akustische Experimente auf den Spuren von Mittelalter, Stockhausen und Ellington unternimmt.

Seit 2009 gibt es auch das Trio Gorilla Mask in seinem Portfolio. Gerade haben sie ihr drittes Album herausgebracht („Iron Lung“ heißt die Scheibe. Merken: nach dem Konzert kaufen. Beim Künstler. Vinyl.)
„Before I Die“ lautet ein Titel darauf – und nimmt man die Drei da beim Wort, dann haben sie noch einiges vor: die brennende Seele der Jazz-Avantgarde (s.o.) mit den tiefen Fundamenten des elektrischen 21. Jahrhunderts zusammenzubringen etwa.
Oder solche Schwurbeltexte mal eben verstummen lassen mit ihren schnörkellosen Punk- / Funk- / Rock-Grooves.
petervanhuffel.com

 

 

Samstag 15. Juli 2017  - jazzkeller 69 präsentiert - 19 Uhr:
Open Air Bühne im Garten von Novilla
Jazz am Kaisersteg



DOUBLE DRUMS PROJECT

Christof Griese

Christof Griese – saxes, flutes
Kai Brückner – guitar
Guilherme Castro – e bass
Rainer Winch – drums
Leon Griese – drums

Das Internet weiß Bescheid: „Christof Griese ist ein Fußballspieler, der beim Verein FC Rot-WeißKirchlengern III in der Liga Kreisliga B 2 Herford spielt. Bilanz: 6 Einsätze, 0 Tore, 0 Vorlagen“.
Die alten Medien wissen es besser: Christof Griese ist ein „lächelnder Saxofon-Schamane“ war schon vor 20 Jahren in der Morgenpost zu lesen, und „als Bandleader, Saxofonist und Komponist“ ist er „einer der fittesten Macher der Berliner Jazzszene“ stellte die FAZ fest.
Und das ist er schon seit 35 Jahren: als er 1982 nach Berlin zog, war schon die erste Platte erscheinen, auf der er mitspielte – natürlich bei FMP.
Noch im gleichen Jahr gründete er seine erste Band: Opus Pocus. Kurz darauf das Berliner Saxofon Quartett (mit dem er u.a. Bachs „Kunst der Fuge“ einspielte) und natürlich die JayJayBeCe-Bigband, die gerade zur 30 Jahre-Jubiläums-Tour ansetzt und international bekannt ist, weil Griese die MusikerInnen dieser Jugend-Bigband als Profis ernst nimmt und mit Ellington, Miles Davis-Jazzrock und zeitgenössischen Komponisten herausfordert.
Zu seinen eigenen Band zählen das Double-Drums- und das Tuba-Vibes-Project, die „Electric 5“, das „Brazil Jazz Quartett“ und „Art of the Duo“ mit dem Pianisten Tal Balshai.

Im neuen Quintett „DOUBLE DRUMS PROJECT“ führt Griese, der bescheidene Primus inter Pares, einige der roten Fäden zusammen, die seine Musik schon so lange durchziehen.
Der äußere Anlass: sein runder Geburtstag. Die innere Motivation: nur eine Zwischen-Bilanz: unzählige Einsätze, Tore und Vorlagen.

 

 

 

superimposeSuperimpose

Matthias Müller – trombone
Christian Marien – drums

Wer erinnert sich noch daran, als der Jazz „free“ wurde? Lang ist´s her.
In Berlin ist man da weiter, das „Splitter Orchester“ etwa spielt „Echtzeit- Musik“– und war doch auch schon zum Jazzfest eingeladen.
Auf großer Bühne. Will da jemand noch über Grenzen reden? Nein.
Matthias Müller zählt zum Splitter Orchester, spielte aber auch im Deutsch-Französischen Jazz Ensemble von Albert Mangelsdorff (auch ein Posaunist, der sich nie „einordnen“ ließ), in zeitgenössischer Musik und seit 2004 eben auch mit dem Schlagzeuger Christian Marien. Der gehört zum Kern der Berliner Jazzszene, war gerade erst mit dem Mingus-Trio „I Am Three“ bei uns zu Gast und dehnt seine Interessensgebiete ständig aus.
Im Trio „Ritsche, Zast& Marien“ etwa wird mit Musik und Malerei improvisiert. Im Benjamin Weidenkamp Quartett spielt man „seriell, nicht seriös“ (so heißt die großartige CD davon, Empfehlung!).
Superimpose“ kann denn auch als Begriff aus den bildgebenden Verfahren gelesen werden. Dann heißt es so viel wie: überblenden. Aber auch: einfügen.
So haben Müller und Marien ihr Duo genannt. Mit Absicht.

matthiasmueller.net

 

 

 

The Scrambling EX

The ScramblingExPeter Van Huffel – saxophone, clarinet
Andreas Willers – guitar
Devin Gray – drums

Ein gutes Rührei braucht erstmal ein glückliches Huhn. EinHahn ist verzichtbar. Genauso wenig brauchen „The Scrambling EX“ einen Bass.
Für den ist in dieser hochexplosiven Mischung sowieso kein Platz.
Den brauchen Andreas Willers (.AAA., GridMesh, 7of8 ), Peter Van Huffel (ja, der von Gorilla Mask vor 14 Tagen) und der glücklich im freien Osten angekommene Devin Gray (DirigoRataplan, RelativEResonancE, VAX) aus der Brooklyner Szene wirklich selbst.
Denn auf eines konnten die Musiker aus drei Nationen (van Huffel ist Kanadier) sich gleich einigen: Ihr Sound wird immer frisch angerührt, improvisiert sagt man da wohl.
Die Zutaten stimmen, wie beim guten Frühstück: manchmal kochen die Musiker auch über. Aber da sind auch gute Rezept-Ideen, die dann eben nicht mit der Briefwaage ausgekocht werden, sondern mit Schwung in der Pfanne landen.
Nach dem großen Erfolg bei der Grünen Woche endlich auch auf unserer Bühne!

thescramblingex

 

 

Samstag 29. Juli 2017  - jazzkeller 69 präsentiert - 19 Uhr:
Open Air Bühne im Garten von Novilla
Jazz am Kaisersteg



Derek plays Eric

Johnny Was ©JazzaassiAndreas Willers – guitar
Jan Roder – bass
Christian Marien – drums

Ich arbeite nur mit den Besten“ sagte Paul Bley einmal, „und Andreas setzt diese Reihe fort“.
Dieses Lob aus berufenem Munde hat sich Andreas Willers ehrlich verdient, denn Gitarristen gibt es nun mal wie Sand am Meer.
Aber nur wenige hinterlassen Spuren wie etwa die beiden Engländer Derek Bailey und Eric Clapton.
Der eine auf dem steinigen Weg vom Blues-Rocker zum Pop-Millionär, der andere als „Gitarren-Held ohne heiße Licks und Ein-Mann-Gegenkultur“, ein „Frank Zappa für die Welt der spontanen Improvisation“, wie es in einem Nachruf auf Derek Bailey hieß.
Andreas Willers ist der Richtige, um Beide zu einem Konzert zusammen zu bringen: „with a littlehelpfrom Duke, Mingus, Willie Dixon, Jack Bruce, Mahavishnu & Gentle Giant and apparently one or two compositions by Clapton – a splendid time is guaranteed for all“.
andreaswillers.de

Die Wetterprognose ist nicht eindeutig.
Regenwahrscheinlichkeit: 0%; 20-13%; 20% (Stand Do 27.07., 21 Uhr).

Wir werden das Wetterradar am Sonnabend genau beobachten und hoffen, dass die Regenwolken an Schöneweide vorbei ziehen. Ein bisschen Nieselregen hällt das Bühnendach ab, wie wir beim letzten Mal gesehen haben…
Schlechtwettervariante bleibt der Novilla-Keller.

NPC (non player character)

AAntonis Anissegosntonis Anissegos – e-piano
Oliver Potratz – bass
Ivars Arutyunyan  – drums

Sieht man das Format Klaviertrio mit den Metaphern digitaler Unterhaltung, dann verbergen sich darin immer noch ungespielte Maps.
Noch lange sind nicht alle Level komplettiert (und einige Endgegner stehen noch aus).
Der NPC ist im vernetzten Spiel, was das „Safety Car“ auf der Carrera-Bahn: Hindernis, aber eben auch Impulsgeber.
Als autonome (aber künstliche) Intelligenz greift der NPC interaktiv in den Verlauf ein. So bleibt das Narrativ im Fluss – und doch orientiert sich das Geschehen an den agierenden Spielern.
NPC ist die europäische Garagenband unter den Klaviertrios: Holzig – und einfach im Komplexen – bringt das Trio die Traditionen des Genres auf einen neuen Punkt; ohne sich einzuschränken oder den Bedürfnissen des allmächtigen Marktes anzupassen.
Ein spannendes Wechselspiel von Steuerung und Kontrollverlust.

 

 

 

Baby Bonk

baby bonkMartin Klingeberg – trumpet, horn, vocals
Klima Kalima – guitar, vocals
Jan Roder – e bass, vocals
Christian Marien – drums, vocals

Achtung, Achtung! Kommt alle! Das wird die voll krasse Party! Baby Bonk wird 18! Ja, die Pubertät war hart: in den vergangenen Jahren ist Baby kaum vor die Tür gegangen – aber jetzt schlüpft der Schmetterling – bunter als je zuvor!

Für alle, die sich nicht mehr erinnern: „Wir wollen Spaß haben beim Spielen – aber wir sind keine Spaßband“ diktierte Martin Klingeberg einst dem Tagesspiegel in den Block.
Damals waren sie gerade zum Jazzfest eingeladen, diesem anderen Berliner Festival.
Und das Hauptstadtfeuilleton wusste auch warum: Schließlich komme die Idee zur ausgelassenen Stilcollage wohl vom DaDa her.
Und trage dazu das Gütesiegel des postmodernen John Zorn.
Auch das Jazzfest warnte scherzhaft: „Wer Baby Bonk erlebt hat, sollte danach sich oder seine CD-Sammlung neu sortieren“.
Dabei ist alles viel einfacher: „Wenn man wie wir Jazz studiert hat“ sagte Kalle Kalima, „wird man doch zum abgebrühten Profi. Man verliert den Enthusiasmus des Anfängers. Aber Rock, Surf oder Reggae – das können wir ja gar nicht richtig spielen. Bei Baby Bonk werden wir wieder zu Anfängern.“
Und wie sang Sade schon 1985? „It‘sneverasgoodasthefirst time“.
Daran ändert auch die Volljährigkeit nichts, Baby. Also: Bonk!

 

 

Samstag 12. August 2017  - jazzkeller 69 präsentiert - 19 Uhr:
Open Air Bühne im Garten von Novilla
Jazz am Kaisersteg



Johnny Was

 Julia ReidyJulia Reidy – guitar
Michael Thieke – clarinet
Antonio Borghini – bass

Johnny, mein Gigolo. Baby’s Bruder. Eine Vergangenheit als Rockabilly, die niemand kennt. Geboren in Mississippi, oder vielleicht in East London. Genau, in Südafrika. Gestorben in Nashville.
Spielte Klarinette in Hot Five Orchestre Super Volta Red Hot Peppers. Bambara Mystic Soul. Später im Folsom Gefängnis.
Er behauptete, dass er Blue Suede Shoes geschrieben hat. Elvis wusch ihm den Kopf als er in die Armee eintrat. Skit-Dat-De-Dat.

Johnny, der Bäumeausreißer. Suchte sein Glück in einer dunklen, trostlosen Mine und wusste nicht, dass dies in seine Seele einsickern würde. Er ging schlafen, indem er auf sein Gesicht fiel.
Er kannte die Hölle. Er verliebte sich in Frankie, sie waren so süß, oh mein Gott, was waren sie verliebt.
Er wurde mit einem Mädchen namens Nellie Bligh gesehen. Frankie zog eine kleine 44er. Rutty too too, und schoss genau durch diese Hartholztür. Er war ihr Mann und er hatte ihr Unrecht getan.
Oder war es eine verirrte Kugel? Woo-ooh! Die Frau hielt ihren Kopf und weinte, als ihr Sohn auf der Straße niedergeschossen wurde und starb.
Nur wegen des Systems. Johnny war ein guter Mann. Machte nie eine Sache falsch.

Johnny Was spielt freie Formen im freien Fluss, mit Musik von Johnny Dyani, Johnny Dodds, Johnny Cash. Und Songs über Johnny, von Television, Amadou Ballaké, Sun City Girls, Louis Armstrong, Billy Strayhorn, Big Bill Broonzy, Suicide und George Russell.

 

 

 

Schweizer Franken

Rrudi mahalludi Mahall – bass clarinet
Christian Weber – bass
Michael Griener – drums

Wer die Website des Züricher Bassisten Christian Weber besucht, lernt viel über den improvisierenden Musiker.
Er führt etwa eine Liste seiner Lieblings-Essen, mit Foto und Angaben zu Ort und Koch.
Oder die ausgewählten Videos: Eric Dolphy und Charles Mingus sind da zu sehen, aber auch Weber solo und alte Aufnahmen mit Olaf Ton.
Das neueste Trio zeigt den Schweizer zusammen mit den beiden Franken Rudi Mahall und Michael Griener.
Mit letzterem arbeitet er schon lange zusammen, auch in Trios mit Holzbläsern wie Ellery Eskelin oder Michael Thieke.
Griener wiederum kennt Rudi Mahall (auch er ein Dolphy-Apologet) noch aus gemeinsamen Jugendtagen auf der Nürnberger Szene kreativer Musiker.
Anfang der Neunziger kamen beide nach Berlin, halfen mit, den Sound der Stadt zu prägen. Und das nicht in kleinen Münzen, sondern in harter Währung.
Jetzt sogar in Schweizer Franken. Dieses Trio ist eine sichere Bank.

 

 

 

Ruf der Heimat

ruf der heimat © by Dietmar ListeErnst-Ludwig Petrowsky – reeds
Thomas Borgmann – reeds
Christoph Winckel – bass
Willi Kellers – drums

Luten Petrowsky ist schwer erkrankt und wird nicht spielen können.
Jan Roder am bass wird diesmal die Heimat erweitern.

Seit 1992 dauert der Ruf schon, ist legendär, und es gibt wohl kaum eine Bühne in Europa, die nicht zu ihrer Heimat wurde.
Zunächst nur mit Petrowsky als zweiten Saxofonisten, dann einige Jahre verstärkt mit Peter Brötzmann, oder auch immer wieder in der erweiterten Formation mit Petrowsky und Heinz Sauer.

Das Popkulturmagazin Spex schrieb: „Kaum jemand dekliniert die freie Improvisation so konsequent, so geschichtsbewußt und, tja, trotzdem so unbekümmert durch wie diese vier Herren. Und schwupp! Hier versagt dann auch schale Journalistenprosa.

Und das Kölner Stadtmagazin: „Es ist hinreißender, hymnischer Free Jazz, den das Berliner Quartett Ruf der Heimat spielt, nein: zelebriert. Vielleicht liegt das daran, dass Bandleader und Saxofonist Thomas Borgmann sich stets als »wertkonservativ« bezeichnet hat.
Seine eher traditionelle Spielauffassung zündet aber in diesem Free Kontext: Sein melodiöser Sound verleiht der Musik erst das unwiderstehlich-euphorische Element.

Heute sollte man Begriffe wie »wertkonservativ« lieThomas Borgmann & Ernst Ludwig Petrowsky © Peter E. Rytzber nicht in eine Suchmaschine tippen.
Doch Beifall aus der falschen Ecke muss Borgmann und sein Quartett nicht fürchten: denn bei ihm geht es unüberhörbar um die Werte des Free Jazz, an dessen jüngerer Geschichte er mit großem Ton in Trios mit Wilber Morris und Denis Charles, bzw. Reggie Nicholson mitgeschrieben hat.
Auch mit Bands wie „Boom Box“ und eben „Ruf der Heimat“.

Heimat ist hier nicht rückwärts auf „das Eigene“ bezogen, sondern ein welt-offenes Projekt, das dazu aufruft, verwirklicht zu werden. 2013 erschallte der „Ruf der Heimat“ zum 80. Geburtstag des Gründungsmitglieds Ernst-Ludwig Petrowsky – heute feiert die Original-Besetzung das 25jährige Bandjubiläum!

thomasborgmann.de/heimat