Samstag 14. Mai '16


 

Jazz an der Lohmühle XIV
Kultursommer im Treptower Norden

18. Juni – 13. August  2016
jeweils 19 – 22 Uhr       draußen & gratis

Die Nichtregierungsorganisation SODI informiert auch in diesem Jahr an einem Infostand
über seine entwicklungspolitische Arbeit und sammelt Spenden für Kleinbauern in der DR Kongo.
Der Aufbau einer Kaffeekooperative ermöglicht Menschen, die in extremer Armut leben, ein würdevolles
und selbstbestimmtes Leben.
(www.sodi.de)

Open Air Bühne Lohmühlenstraße / Ecke Kiefholzstr. (am Landwehrkanal)
( Bus 194 / S Treptower Park, Bus 104, 165, 166, 171, 265 / U Görlitzer Bhf. )
Kulturbanausen e.V. in Zusammenarbeit mit Jazzkeller 69 e.V. und der Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten

Jazz an der Lohmühle ist auch in diesem Sommer ein lohnenswertes Pilgerziel für musikinteressierte Berliner und ihre Gäste.
Draußen und gratis werden in der romantischen Umgebung des Wagendorfes Lohmühle am Landwehrkanal in Berlin-Treptow wieder international anerkannte Berliner Solisten und Ensembles Musik zwischen moderner Folklore und zeitgenössischem Jazz vorstellen.

Der Jazzkeller 69 e.V. als Veranstalter kann in diesem Jahr auf 46 Jahre Jazz in Treptow zurückblicken. Unterstützt werden die Konzerte von der Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten und dem Kulturbanausen e.V.

Die Lohmühle – Ein Schaufenster für den Berliner Jazz

Die Lohmühlenkonzertreihe ist wichtig! Denn sie bietet eine einzigartige Möglichkeit, umsonst und ohne Schwellenangst einmal reinzuschnuppern, was Berliner Jazz heute Vielfältiges auf höchstem internationalem Niveau zu bieten hat.

Die Berliner Jazzszene blüht. Sie hat sich in den letzten Jahren zum Anziehungspunkt für zahlreiche MusikerInnen aus ganz Europa, den USA, Kanada und einigen weiteren Ländern entwickelt.
Das zeigt sich auch in der Herkunft vieler MusikerInnen unserer diesjährigen Konzertreihe.

Viel Geld ist zwar nicht in Berlin zu verdienen, aber Mieten und Lebenshaltungskosten sind (noch!) relativ günstig. Es gibt verhältnismäßig viele Auftrittsmöglichkeiten. Es gibt einen riesigen Pool exzellenter MusikerInnen für die unterschiedlichsten musikalischen Projektideen.
In der Berliner Jazzszene herrscht eine große Offenheit, auch über den Jazz hinauszudenken, wieder etwas künstlerisch zu wagen und auch die unbequemeren, anspruchsvolleren Traditionen, wie den Free Jazz, lebendig weiterzuentwickeln.
Hier kann ausprobiert und experimentiert werden. Alles das macht Berlin als Jazzstadt attraktiv.

Diese Ausgabe der Lohmühlenkonzertreihe zeigt aber auch sehr gut, dass künstlerischer Anspruch keinesfalls Unterhaltung im besten Sinne und schrägen musikalischen Humor ausschließen muss.
Und, dass Lust am künstlerischen Experimentieren nicht im Gegensatz zur Pflege der Jazztraditionen stehen muss.

Die Lohmühlenkonzertreihe kann so dazu beitragen, weit verbreitete Vorurteile über aktuellen Jazz zu überprüfen.
Sie erreicht dabei ein etwas anderes Publikum als das der Jazzclubs, da Zufallsgäste aus den angrenzenden Parks neugierig vorbeischauen.
Sie hat so vielleicht schon etwas dazu beigetragen, dass das Jazzpublikum hier wieder wächst und sich zu verjüngen beginnt.
Sie ist damit auch für die MusikerInnen interessant, um auszuprobieren, wie ihre Programme bei heterogenerem Publikum ankommen.

Die musikalische Offenheit, weit über alle jazzpuristischen Grenzziehungsversuche hinaus, beweisen auch dieses Jahr wieder die vorgestellten Bandprojekte.
Jazz war schließlich immer schon `Bastardmusik´, in der sich Vieles mixte und in der Flüchtlinge aus musikalisch beengten oder sonst wie bedrückenden Verhältnissen willkommen waren, wie etwa der Bassist Johnny Dyani, der aus dem südafrikanischen Apartheidstaat kam und die europäische Jazzszene bedeutend mitprägte.

JazzmusikerInnen mit einer Basis in Berlin kommen aber nicht nur von fast überall her. Sie unterhalten auch vielfach Bandprojekte mit KollegInnen aus anderen Jazzmetropolen.
Dafür steht diesjährig beispielhaft der Umlaut-Label-Abend, gewidmet einem selbstorganisiertem Label mit Sitzen in Paris, Berlin und Stockholm, mit Auftritten zweier Ensemble mit Musikern aus Paris und Berlin.

Während internationale Kooperationen mit Berliner MusikerInnen zunehmen und im Ausland das Jazzpublikum und die aktiven Jazzer vermehrt neugierig auf Jazz aus Berlin blicken, findet diese quicklebendige, hoch produktive Blüte des Jazz in unserer Stadt jedoch weitgehend unbemerkt von den etablierten Medien, einschließlich der Jazzpresse, statt.
Auch deswegen ist die Lohmühlen-Konzertreihe wichtig, um sich gebündelt umschauen zu können, welche fantastische Musik in Berlin täglich in den Clubs zu hören ist.

Dieser besonderen Sommerkonzertreihe ist aus allen diesen Gründen ein langes Leben zu wünschen. Doch um dies gegen die neoliberalen Spardiktate abzusichern, ist beständiges Engagement, wie von der IG Jazz, nötig.

~ Matthias Oberg, Musik- und Politikwissenschaftler, freier Journalist und Mitglied des Jazzkeller 69 e.V.