Beim Vision Festival 2011 in NYC, dem Jahr, in dem Peter Brötzmann den Preis für sein Lebenswerk erhielt, bat mich ein freundlicher Mann mit Pferdeschwanz, seinen Platz freizuhalten, er hätte noch etwas zu tun. Es war ein guter Platz und ich wehrte viele Leute ab, aber der Mann kam nie zurück. Ich traf ihn später im Merchandise-Bereich und sagte ihm, dass sein Platz weg sei. Er zuckte mit den Schultern, griff in seinen Rucksack und zog eine CD heraus, ‚Heute War Es Absicht ... Für Manfred Schulze‘, eine Produktion des Jazzkeller69. Als er mir die CD gab, sagte er: „East German jazz, Manfred Schulze, you won‘t know him, it‘s very good music.“
Zu diesem Zeitpunkt traf das zu. Ich war noch nie in Berlin gewesen und hatte schon gar nichts von Jazzkeller69 gehört. Eigentlich war ich gerade dabei, Free Jazz und improvisierte Musik zu entdecken. Schnell jedoch, nach mehreren Besuchen in Deutschland, explodierte mein Interesse, ganz zu schweigen von meiner Plattensammlung (ich besaß die wohl vollständigste Amiga-Jazz-Plattensammlung in New Jersey, wenn nicht sogar in den gesamten USA). Und nicht nur das: nach meinem Umzug nach Berlin vor einigen Jahren und unzähligen Stunden bei Konzertbesuchen im Aufsturz Club, im Industriesalon, im Kühlspot, am Kaisersteg und an anderen Orten ist die Musik zum Leben erwacht. Einen großen Teil davon verdanke ich einer zufälligen Begegnung mit Assi Glöde vor vielen Jahren.
Es ist fast überflüssig zu betonen, dass Jazzkeller69 ziemlich gut darin ist, solche Verbindungen herzustellen. Mit einer kleinen, aber engagierten Kern-Crew leistet die Gruppe einen übergroßen Beitrag zur Berliner Jazzszene und verbindet Musikerinnen, Musiker und Publikum das ganze Jahr über mit Konzerten an Orten in der ganzen Stadt. Ein echter Leckerbissen ist das Sommerprogramm in Schöneweide. Tief im Herzen des ehemaligen Industriegebiets - in seiner Blütezeit eines der größten Europas - liegt die kleine grüne Enklave an der Spree, in der Jazzkeller69 seit vielen Jahren im Sommer wöchentlich kostenlose Konzerte veranstaltet.
Draußen unter den Bäumen, während der Geruch von Bratwurst durch die Luft weht und Musik von der Bühne klingt, ist es ziemlich einfach, die gelegentlich vorbeifahrenden Partyboote mit lautem Bass zu ignorieren, sich auf neue Klänge einzulassen und eine starke Verbindung zu der hauptsächlich von Berliner Musikerinnen und Musikern dargebotenen Musik zu spüren.
Auf dem Programm steht in diesem Jahr eine beeindruckende Anzahl großer Ensembles - eine Seltenheit in Berlin, für die die Freiluftbühne eine wunderbare Gelegenheit ist, ihre kreativen Muskeln spielen zu lassen. Darüber hinaus bietet das Programm auch viele kleine, intime Ensembles, in denen die Stärke enger musikalischer Beziehungen hör- und spürbar wird. Neu gegründete Gruppen werden zu hören sein ebenso wie etablierte und solche, die eine Mischung aus beidem sind, mit aufregendem, oftmals neuem Material.
Beim Eröffnungskonzert tritt das erste von mehreren großen Ensembles auf, das Bottom Orchestra, das über Köln die Musikszenen in Basel und Berlin verbindet. Einige der Musikerinnen und Musiker treten dann ein paar Wochen später in Brigade Futur III + SpVgg Süd auf, einem großen Ensemble, das Berliner und Leipziger Musiker zusammenführt. Verstärkt werden diese Verbindungen, wenn wenige Wochen später das Philipp-Rumsch-Ensemble mit jungen Musikerinnen und Musikern aus Leipzig, Berlin und darüber hinaus auftritt. Am 1. Juli verbringt eine musikalische Ikone des Free Jazz, der Posaunist Conny Bauer, seinen 80. Geburtstag mit seinem Bruder Matthias Bauer und Günter „Baby“ Sommer, um bei einem eigenen Konzert den runden Geburtstag sowie langjährige musikalische Partnerschaften zu feiern. Im August bringt Bauers Weggefährte Joe Sachse sein temperamentvolles Gitarrenspiel mit dem Posaunisten Nils Wogram auf die Bühne. Auch dies sind nur einige von vielen spannenden Konzerten, die es zu erleben gilt.
Unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt bieten diese Sommerkonzerte jeder und jedem die Möglichkeit, etwas Neues und Unerwartetes zu hören. Vielleicht werden manche die Erfahrung genießen und anfangen, ihre eigenen Verbindungen herzustellen. Schließlich eröffnete mir eine unerwartete Begegnung bei einem Konzert in New York City eine ganz neue Welt der Musik. Tatsächlich führte es mich schließlich zu einem kleinen Park an der Spree, wo einige der Musiker, die auf dieser CD erschienen sind, immer noch zusammen mit ihren musikalischen Nachkommen zu hören sind.
~ Paul Acquaro, Mit-Herausgeber und Autor beim Free Jazz Blog (freejazzblog.org) und Autor für Jazz Podium Magazin, ist in den USA aufgewachsen und lebt seit 2018 in Berlin.
Montag 12. Juni 2023 - jazzkeller 69 präsentiert - 19 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
KulturSommer Alte Kita - Roots & Moods - draußen & gratis
HA!Man
Francois le Roux – cello, keyboard, electronics
Francois le Roux, gebürtig in Südafrika, ist auch bekannt als „ HA!Man“, für seine spontane Art zu musizieren.
In seinem Cello- und Keyboardspiel, unterstützt durch elektronische Begleitsounds, sucht er nach Räumen kreativer Freiheit und persönlicher Integrität.
Jede Aufführung ist andersartig und entfaltet sich als eine Reise voller Energie und Emotionen, die Musikstile aus der ganzen Welt aufgreift.
www.hamanworld.com
‚Roots & Moods‘ ist eine Konzertreihe von Beate Gatscha & Gert Anklam
Donnerstag 15. Juni 2023 - jazzkeller 69 präsentiert - 17 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
KulturSommer Alte Kita - draußen & gratis
Fischermanns Orchestra
Samuel Blättler – trumpet / Lino Blöchlinger – alto sax / Sebastian Strinning – tenor sax / Jasmin Lötscher – trombone, vocals, electronics / Simon Petermann – trombone / Samuel Blatter – synthesizer / Simon Rupp – guitar / Linus Meier – bass /Reto Eisenring – snare drum / Thomas Reist – bass drum
Explosive Street Jazz. Ein archaisch rumorender Orchesterklang mit geschmetterten Bläserfanfaren, punkigem Gesang, filigranen elektronischen Sounds und mitreißenden Grooves ertönt.
Seit zwölf Jahren ist die abenteuerlustige Truppe unterwegs. Konstant in Bewegung. Auf vier Kontinenten über 300 Konzerte gespielt: auf Bühnen von großen Jazz Festivals ebenso wie in Hinterhof Clubs oder – back to the roots – auf der Straße.
„Die Frische und Unbekümmertheit, mit der das Fischermanns Orchestra mit großer Spielfreude auftritt findet man heute selten. Dabei ist es doch gerade die Spielfreude die Essenz jeder Musik, die das Herz zu berühren vermag.“
~ „Knox“ Troxler, Jazz in Willisau
www.fischermanns-orchestra.ch
YouTube
Berlin Jazz Composers Orchestra JayJayBeCe
DIRECTION
Christof Griese
REEDS
Felix Broman – alto, sopran / Carolin Fröhlich – alto / Lara Sosalla Serodio, Marie-A. Schwebe – tenor / Georg Nürnberger bariton
BRASS
Donat Kubrinski, Elina Dalewski, George Wilson – trumpet / Humberto “Tito” Lopez Moser, Carlotta Armbruster, Jan Uwe Zabel, Yannic Rösch-Pasitka – trombone
RHYTHM
Linda Hunger – guitar / Adrian Mücke – piano / Roland Jurisch – bass / Tobias Heise – drums
„Wenn ein Ensemble mehr ist als die Summe der Akteure, dann ist oft ein Chef mit Führungsqualitäten im Spiel. Fetzige Bläsersätze und knackige Rhythmen fegen Big Band Vorurteile swingend beiseite.“ ~ Tagesspiegel
Der auf den ersten Blick etwas merkwürdige Name JayJayBeCe steht für „Jugend Jazz Band Charlottenburg“.
1987 wurde das Berlin Jazz Composers Orchestra von Christof Griese an der Musikschule Charlottenburg (Mittlerweile heißt sie Musikschule City West.) gegründet.
Das Konzept der Bigband sieht vor, dass junge Musikerinnen und Musiker ausschließlich Kompositionen von Berliner Komponistinnen bzw. Komponisten spielen.
Das ist ziemlich einzigartig. Alsbald folgten Einladungen zu Festivals und Wettbewerben in Berlin, London-Lewisham, Norwich, Cardiff, Eindhoven, Kopenhagen, Leipzig, Mexiko und vielen anderen Städten.
www.saxart.de/jay-jay-be-ce
Samstag 17. Juni 2023 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg - draußen & gratis
Bottom Orchestra
Almut Kühne – vocal | Uli Kempendorff – woodwinds | Benjamin Weidekamp – woodwinds | Catherine Tang – piano, syntheziser | Kaspar von Grünigen – bass | Lina Allemano – trumpet | Lukas Briggen – trombone | Florian Müller – guitar | Gregor Hilbe – drums | Miguel Ángel García Martín – percussion
Das zehnköpfige Bottom Orchestra des Basler Bassisten und Komponisten Kaspar von Grünigen, eine Mischung aus schweizerischen und deutschen Musikern, ist ein Ensemble mit Botschaft.
Das Programm „Songs of Work“ verbindet starke Komposition mit freier Improvisation und einer scharfen Kritik postindustrieller Arbeitsbedingungen.
Verweise auf die Arbeit, darunter Arbeiterlieder, Seemannslieder und industrielle Tondichtungen, werden durchgehend von messerscharfen Texten unterbrochen, die nicht nur die Begriffe Handarbeit und Fabrikarbeit, sondern auch kreative Arbeit und die schleichende Integration von Arbeit und Leben berücksichtigen.
Themen der Ausbeutung, wie längere Arbeitszeiten, sinkende (Real-)Löhne und andere heimtückische Werkzeuge neoliberaler Kapitalisten werden in komplexe musikalische Arrangements eingewoben.
Rhythmische Explosionen, melodische Zwischenspiele und Worte verwandeln sich in aufsteigende Klangwellen.
Die musikalische Kraft des Bottom Orchestra ist beeindruckend, und egal ob Sie die Botschaft zum Nachdenken bringt, die energetisierenden Melodien und Rhythmen spüren oder beides, Sie werden von diesem Konzert nicht unberührt bleiben.
kasparvongruenigen.com
TEKK-Trio
Silke Eberhard – alto sax
Jörg Schippa – guitar
Horst Nonnenmacher – bass
Potsa Lotsa XL auf die Open-Air-Bühne bringt, wie sie es vor einigen Jahren getan hat, als sie die Musik von Henry Threadgill präsentierte.
Aber Silke Eberhard fühlt sich auch in kleineren Gruppen zu Hause – wie dem TEKK-Trio. Organisiert von Gitarrist Jörg Schippa, liefert das Trio mit Schippa, dem Bassisten Horst Nonnenmacher und Silke Eberhard eine verlockende Mischung aus aggressivem Avantrock, minimalistischen Klanglandschaften und fesselndem Free Jazz.
Die Herangehensweise des Trios basiert auf spontanem und genauem Zuhören. In den fähigen Händen dieser drei Musikerinnen und Musiker, die mit einem Who-is-Who des Free- und Modern-Jazz gespielt haben, gibt es wenig, was dem Möglichkeitenraum des Trios entzogen wäre.
Ihr Debütalbum „Mushmix“ ist diesen April erschienen und darauf hört man das empathische Zusammenspiel einer Gruppe, die – wie es auf der Website von Schippa heißt – „ein strukturiertes, hochkommunikatives Impro-Vergnügen“ verspricht. Erwarten Sie das Gleiche … aber ganz anders.
joergschippa.de
Samstag 1. Juli 2023 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg - draußen & gratis
Brigade Futur III + SpVgg Süd
Elia Rediger – vocal | Judith Kellner, Volker Holy Schlott, Benjamin Weidekamp, Uli Kempendorff, Johannes Moritz – woodwinds | Jannicke Hagen, Lina Allemano, Konrad Schreiter, Mattia Belz – trumpet | Alma-Marie Trunk, Stephan Krause, Jerome Bugnon, Matthias Büttner – trombone | Florian Kästner – piano, keyboards | Michael Haves – guitar, electronics | Philipp Rohmer – bass, bass guitar | Philipp Scholz – drums | Nico Teichmann – audio engineering
Brigade Futur III mit Jérôme Bugnon, Michael Haves, Elia Rediger und Benjamin Weidekamp ist ein dynamisches, rockorientiertes Quartett mit prägnant-kritischen und impressionistischen Texten und elektronischen Grooves.
Diesen Sommer nutzen sie die Freiluftbühne in Oberschöneweide besonders intensiv, wenn sie sich mit der Spielvereinigung Süd (SpVgg Süd) aus Leipzig zusammenschließen und zu einer umwerfenden Big Band werden, die in Sekundenschnelle von kunstvoll orchestriertem Schlager zu treibendem Modern Jazz wechseln kann.
Noch treffender ist der Vergleich mit dem Werk von Kurt Weill und Bertolt Brecht, in dem „provokative, zweideutige, unsinnig, absurd, existenzialistische“ Texte (so die Band) gekonnt in das zauberhafte musikalische Kabarett der Großbesetzung integriert werden.
Ob Freude und Schrecken der Schokolade, ungezügelter Konsum und Ausbeutung der Natur oder die einlullende Wärme der Nostalgie, die Botschaft und Musik von Brigade Futur III + SpVgg Süd ist ein ohrenöffnendes Erlebnis.
www.brigadefutur3.org
Conny 80
Conny Bauer – trombone
Matthias Bauer – bass
Baby Sommer – drums
Die Wurzeln des Jazzkeller69 sind tief mit dem Posaunisten Conny Bauer, einem der Initiatoren, verflochten.
Bauer ist seit Beginn seiner Karriere in Ostdeutschland eine unerschütterliche Kraft im Free Jazz und stand im Mittelpunkt zahlreicher gefeierter Musikgruppen wie FEZ, Synopsis (Zentralquartett), Doppelmoppel und vielen mehr.
Am Kaisersteg feiert Bauer in diesem Sommer seinen 80. Geburtstag mit seinem Bruder Matthias Bauer, einem für seine kompositorischen Arbeiten in der Neuen Musik bekannten Bassisten, und seinem langjährigen musikalischen Partner Günter „Baby“ Sommer.
Im Jahr 2018 wurde ein von Jazzkeller69 organisiertes Konzert zum 75. Geburtstag in der Christuskirche auf der anderen Flussseite in Oberschöneweide als LP vom litauischen Plattenlabel NoBusiness als „The Gift“ veröffentlicht und bietet die aufregende, explorative und nuancierte Improvisationsmusik eines Trios mit der gleichen Instrumentierung (allerdings mit Dag Magnus Narvesen am Schlagzeug).
In diesem Sommer, mit noch ein paar Jahren mehr Erfahrung, teilt Conny Bauer seine Gabe (englisch: „gift“) wieder mit hörbegierigen Zuhörern.
Donnerstag 13. Juli 2023 - jazzkeller 69 präsentiert - 19 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
KulturSommer Alte Kita - Roots & Moods - draußen & gratis
Saxophontrio Les Connaisseurs
Achim Kleiner, Rainer Hanke, Gert Anklam – woodwinds
Musik für Kenner und Genießer…
Mit drei Saxophonen geht es musikalisch nach Amerika, Afrika, Europa und in den Orient.
Im Programm des Trios erklingen mitreißende Tangos, groovige Eigenkompositionen und swingige Klassiker der Saxophonliteratur.
Saxophon pur – lebendig, unterhaltsam & virtuos.
www.saxophontrio.de
‚Roots & Moods‘ ist eine Konzertreihe von Beate Gatscha & Gert Anklam
Samstag 15. Juli 2023 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg - draußen & gratis
Stefan Schultze Large Ensemble
Leonhard Huhn – alto sax, clarinet | Peter Ehwald – tenor + soprano sax, clarinet | Magnus Schriefl – trumpet | Elena Kakaliagou – horn | Almut Kühne – vocals | Peter Meyer – guitar | Sofia Eftuchidou – bass | Roland Neffe – vibraphone, percussion | Els Vandeweyer – vibraphone, percussion | Moritz Baumgärtner – drums | Stefan Schultze – fender rhodes
Der Pianist, Komponist und Hochschullehrer Stefan Schultze leitet ein großes Ensemble, das sowohl für Komposition als auch für Improvisation ein kraftvolles Vehikel ist.
Die wandelbare Gruppe beeindruckt das Publikum seit über einem Jahrzehnt mit einer Mischung aus Jazz, Rock, Pop, neuer Musik, klassischer Musik, ethnischen Klängen und mehr.
Stephan Schultze veröffentlichte letztes Jahr das spritzige „The Levels“ auf dem Label Jazzwerkstatt. Ursprünglich während eines Aufenthalts in Japan im Jahr 2017 konzipiert, lässt sich die Musik von dem technologisch geprägten Leben in Tokio zu traditionellen buddhistischen Gesängen und Meditationsmusik inspirieren.
Ein weiteres aktuelles Projekt, „Buchla Suite“, untersucht die elektronische Musik, die in den späten 60er Jahren mit dem damals neuen Buchla-100-Synthesizer geschaffen wurde.
Mit einer so großen Bandbreite an Musikstilen und einer vielfältigen Besetzung von Musikern und Instrumenten gibt es kaum musikalisches Terrain, das nicht erkundet wird, wenn das große Ensemble Stephan Schultzes an seine letztjährige Aufführung mit einem sicherlich spannenden musikalischen Programm anknüpfen wird.
www.buchlasuite.com
‘Nick & Niko’ -The Nick Haywood-Niko Schauble Quintet
A re-union concert forging new connections
Nick Haywood – bass
Niko Schauble – drums
Burkhard Jasper – piano
Christof Griese – woodwinds
Adrian Sherriff – bass trombone
Eine Art Wiedersehen: Nick Haywood und Niko Schäuble leben beide in Australien und haben eine 30-jährige musikalische Beziehung.
Schäuble hat auch eine starke Verbindung zu Berlin, wo er in den 1980ern Musik studierte und auch zum Berlin Jazz Composers Orchestra (JayJayBeCe) der Bigband der Musikschule City West, die seit fast 25 Jahren mit dem Jazzkeller69 zusammenarbeitet.
Die Big Band, die seit Beginn von ihrem Gründer Christof Griese geleitet wird, spielt u.a. nach von Schäuble geschriebenen und arrangierten Partituren.
Hier ist Griese an den Holzbläsern eine Hälfte der Bläsersektion. Die andere Hälfte ist Adrian Sherrif, ein weiterer australischer Mitspieler von Schäuble.
Das Konzert ist eine Premiere für dieses Quintett aus alten und neuen Freunden. Die Diskographie dieser Musiker deutet auf einen expansiven melodischen modernen Jazz hin, der sich jedem einfachen Versuch einer Kategorisierung widersetzt.
wiki/Nick_Haywood www.nikoschauble.com
Samstag 29. Juli 2023 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg - draußen & gratis
MULLET+
Charly Birkenhauer – vibraphone
Hilary Jeffery – trombone
Tobias Delius – tenor sax, clarinet
Antonio Borghini – bass
Tony Buck – drums
Auf Englisch ist „mullet“ der klassische VoKuHiLa-Haarschnitt und es ist auch ein Fisch, der in den Gewässern Europas verbreitet ist (Meeräsche, für die Wissbegierigen).
Als musikalisches Trio ist „Mullet“, sowohl einzigartig stilvoll wie der Haarschnitt, als auch frei beweglich wie der Fisch im offenen Meer.
Das Schimmern des Vibraphons, das Treiben der Posaune und die Unberechenbarkeit des Holzbläsers folgen keiner Definition. Wenn das Trio durch eine Rhythmusgruppe zur Plus-Version wächst, erweitert sich sowohl die Klangpalette als auch die musikalische Bandbreite.
Im Sommer 2020 interpretierte die erweiterte Gruppe am Kaisersteg die weitreichenden Kompositionen des niederländischen Pianistin Misha Mengelberg und in diesem Jahr kehrt die gleiche Besetzung auf die Bühne zurück, um einige der Mengelberg-Werke neu zu interpretieren und neue musikalische Gewässer zu erkunden, darunter Werke des frühen Avantgarde-Pianisten Herbie Nichols und des südafrikanischen Avantgarde-Flötisten und Saxophonisten Sean Bergin.
Mullet+ on Vimeo
Egg Shaped Orbit
Els Vandeweyer – vibraphone
Keisuke Matsuno – guitar
Almut Schlichting – bariton sax
Eine neue Band, eine neue Erfahrung. Mit der ungewöhnlichen Besetzung von Vibraphon, Gitarre und Saxophon sind die Möglichkeiten für musikalische Neuentdeckungen enorm.
Almut Schlichting ist dafür bekannt, dem Trio der Insomnia Brass Band mit ihrem resonanten Baritonsaxophon einen tiefen Groove zu verleihen, während Keisuke Matsumos effektgeladenes Gitarrenspiel Klangtexturen mit rockigen Improvisationsfähigkeiten mischt und Els Vandeweyers über „normale“ Spieltechniken hinausgehende Spielweise ihrem ausdrucksstarken Vibraphonsound eine ungewöhnliche perkussive Note verleihen.
Gemeinsam lässt sich das Trio von der „eiförmigen Umlaufbahn“ inspirieren, einer Form, die in allen Wissenschaften auftaucht, darunter Astronomie, Mathematik und Musiktheorie.
Aus einem wirbelnden Chaos heraus suchen sie stabile, pulsierende Strukturen aus ungewöhnlichen Rhythmen und Melodien.
almutschlichting.de/egg-shaped-orbit
Samstag 12. August 2023 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg - draußen & gratis
Kellen Mills TRYON
Erik Leuthäuser – voice
Jonathon Lindhorst – tenor sax
Peter Van Huffel – baritone sax
Jonathon Haffner – alto sax
Ruben Bernges – guitar
Olga Reznichenko – piano
Kellen Mills – bass
Quentin Cholet – drums
Kellen Mills, der früher in Seattle lebte, war Songwriter und Bassist der genreverwischenden Progressive-Rock-Band „Alex‘s Hand“.
Jetzt, in Berlin ansässig, veröffentlichte er kürzlich „Läutering“, das Werk eines großen Ensembles namens TRYON, das auf seinen früheren musikalischen Projekten aufbaut.
Die Aufnahme mit 16 Musikerinnen bzw. Musikern, darunter drei Sängerinnen, kann als progressiv, avantgardistisch, rockig und sogar ein bisschen Pop bezeichnet werden. Inspiriert einerseits von der ikonoklastischen Arbeit von Frank Zappa, die man in den Akimbo-Melodien, sozialbewussten Texten und der reichen Vielfalt an Musikstilen hören kann, bezieht Mills auch Einflüsse von modernen Komponisten wie Strawinsky, Ligeti, Bartok und Schönberg ein.
Für die Open-Air-Bühne hat Mills die Band auf einen Kern aus überwiegend in Berlin ansässigen Musikerinnen und Musikern mit einem Sänger halbiert, aber bei einer so dynamischen Gruppe von Musikern hat dies seine reiche musikalische Vision sicherlich nicht eingeengt.
Bringen Sie offene Ohren mit zum Kaisersteg und lassen Sie Ihre Erwartungen zu Hause.
https://www.babyblaue-seiten.de/index.php?content=review&albumId=20477
Duo Wogram | Sachse
Nils Wogram – trombone
Joe Sachse – guitar
Obwohl Nils Wogram und Joe Sachse etwa ein Vierteljahrhundert auseinander und in verschiedenen Ländern geboren wurden, überbrückt ihre musikalische Verbindung mühelos alle Gräben.
Ihre Musikstile sind sehr unterschiedlich und doch sind sie hervorragend kompatibel: Wogram ist weltgewandt und geschliffen, während Sachse eine raue Grobkantigkeit mitbringt.
Beide sind charismatische Spieler und zusammen sind sie geradezu magnetisch anziehend.
Ihre jüngste Aufnahme „Freies Geröll“ ist ein Nachfolger ihres Live-Albums „Free and Tremendous“ von 2013, ein Studioalbum mit einer reichen Auswahl an Musikstilen (Flamenco-Rhythmen, freies Spiel, Jazz, Blues und mehr), sorgfältig konstruierten Duetten und eigenwilligen rhythmischen Techniken von Sachse, die ihn auch als Rhythmusgruppe agieren lassen.
joe-sachse-nils-wogram-duo/freies-geröll
Samstag 26. August 2023 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg - draußen & gratis
Philipp Rumsch Ensemble
Vincent Hahn – trumpet, flugelhorn | Asger Nissen – alto sax | Johannes Moritz – clarinet, bass clarinet | Georg Demel – trombone | Franziska Ludwig – cello | Volker Heuken – vibraphone | Markus Rom – guitar | Christian Dähne – bass guitar | Tobias Fröhlich – bass | Maximilian Stadtfeld – drums | Philipp Rumsch – synthesizer, electronics, direction | Nico Teichmann – audio engineering
Das Leipziger Philipp Rumsch Ensemble ist eine agile Großgruppe, die die klanglich strukturierten Ideen des namensgebenden Komponisten und Keyboarders Philipp Rumsch zum Leben erweckt.
Die zwölfköpfige Gruppe mit einem spannenden Querschnitt aufstrebender Musikerinnen und Musiker aus Berlin, Leipzig, Dresden und Weimar hat eine unheimliche Fähigkeit, elektronische Musik in fein komponierte Sätze zu integrieren, die sowohl herb als auch ausgeschmückt sein können.
Ihr 2020 erschienenes Album „µ: of fear x discernment“ ist ein fesselndes Statement, das Musik enthält, die von Looping-Minimalismus über Kammerjazz-Stücke mit sich sanft entfaltenden Melodien bis hin zu Elektro-Pop und sogar etwas Avantgarde-Klassik reicht.
Texte, gesungen und gesprochen, die von Sängern mit elektronischen Effekten und Samples eingebracht werden, berühren Themen wie Sorge, Angst und Unsicherheit.
Eine Folge-EP aus dem Jahr 2022 „µ: of transfiguration x response“ schlägt oft einen minimalistischen, höchst elektronischen Ton an und besteht aus neu interpretierten Werken aktueller Berliner und Leipziger Komponistinnen und Komponisten aus der elektroakustischen Musikwelt. Bei Jazz am Kaisersteg wird die Gruppe ein neues Musikprogramm präsentieren.
www.philipprumsch.com
GULFH of Berlin
Antje Messerschmidt – violin, viola
Gerhard Gschlößl – trombone, sousaphon
Gebhard Ullmann – tenor sax, bass clarinet
Johannes Fink – cello, cello bass
Jan Leipnitz – drums
Michael Haves – analog live electronics
Die Gruppe wurde Anfang der 2010er Jahre als Quartett von dem Holzbläser Gebhard Ullmann zusammen mit den Berlinern Johannes Fink, Jan Leipnitz und Gerhard Gschlößl gegründet.
Jeder Musiker brachte seine eigene, einzigartige improvisatorische Herangehensweise sowie den Anfangsbuchstaben des Nachnamens für den Namen der Band ein, daher GULF of Berlin.
Die Gruppe wächst jedoch weiter. 2021 wurde das H hinzugefügt, als Michael Haves hinzukam, was der Musik ein neues elektronisches Zufallselement gibt.
Bei einem Release-Konzert für das 2021er ESP-Disc Album der Band trat dann die Geigerin Antje Messerschmidt der Gruppe auf der Bühne bei und verstärkte die akustische Seite des heutigen Sextetts.
Werden sie GLUMFH von Berlin? Nun, auch wenn der Name noch etwas Arbeit benötigt, hofft man doch darauf, denn die Kombination aus akustischen Instrumenten und elektronischer Bearbeitung, weiter ausgebaut durch den Einsatz von Einzeleffekten (zum Beispiel wird das Cello zeitweise zu einem völlig neuen Instrument), drängt diese Gruppe in aufregende neue Richtungen.
Man weiß nie, wohin sie geht, ein Groove zum Mitnicken kann sich in ein Durcheinander elektronischer Rückkopplungen verwandeln und während die Grenzen des melodischen Zusammenspiels getestet werden, gibt es nie einen langweiligen Moment.
gulfh-of-berlin.html
Donnerstag 21. September 2023 - Konzerthinweis - 19:30 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
KulturSommer Alte Kita - draußen & gratis
Berlin Jazz Composers Orchestra JayJayBeCe
DIRECTION
Christof Griese
REEDS
Felix Broman – alto, sopran / Carolin Fröhlich – alto / Lara Sosalla Serodio, Marie-A. Schwebe – tenor / Georg Nürnberger – bariton
BRASS
Donat Kubrinski, Elina Dalewski, Juri Bell – trumpet / Laszlo Griese, Jonathan Zielke, Jan Uwe Zabel, Yannic Rösch-Pasitka – trombone
RHYTHM
Linda Hunger – guitar / Adrian Mücke – piano / Roland Jurisch – bass / Leon Griese – drums
„Wenn ein Ensemble mehr ist als die Summe der Akteure, dann ist oft ein Chef mit Führungsqualitäten im Spiel. Fetzige Bläsersätze und knackige Rhythmen fegen Big Band Vorurteile swingend beiseite.“ ~ Tagesspiegel
Der auf den ersten Blick etwas merkwürdige Name JayJayBeCe steht für „Jugend Jazz Band Charlottenburg“.
1987 wurde das Berlin Jazz Composers Orchestra von Christof Griese an der Musikschule Charlottenburg (Mittlerweile heißt sie Musikschule City West.) gegründet.
Das Konzept der Bigband sieht vor, dass junge Musikerinnen und Musiker ausschließlich Kompositionen von Berliner Komponistinnen bzw. Komponisten spielen.
Das ist ziemlich einzigartig. Alsbald folgten Einladungen zu Festivals und Wettbewerben in Berlin, London-Lewisham, Norwich, Cardiff, Eindhoven, Kopenhagen, Leipzig, Mexiko und vielen anderen Städten.
www.saxart.de/jay-jay-be-ce
Samstag 23. September 2023 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Alte Kita [Hasselwerderstraße 22A]
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The Dorf
Marie Daniels – vocals / Oona Kastner – vocals, keyboards / Martin Verborg – violin / Ludger Schmidt – cello / Maria Trautmann, Moritz Anthes, Adrian Prost – trombone / Markus Türk – trumpet / Florian Walter – woodwinds / Shabnam Parvaresh – clarinet / Serge Corteyn, Christian Hammer, Raissa Mehner – guitars / Oliver Siegel – synthesizer / Gilda Razani – theremin/ Achim Zepezauer – electronics / Stefan Kirchhoff – prepared guitar / Johannes Nebel – basses / Marvin Blamberg, Simon Camatta – drums
Jan Klare – air movement
Den Saisonabschluss bildet niemand Geringeres als das Avantgarde-Jazz-Bigband-Kollektiv The Dorf, ein überdimensionales Ruhrgebiet-Musik-Kollektiv unter der Leitung von Saxophonist Jan Klare.
Als die Gruppe letztes Jahr auftrat, hatte sie 25 Mitglieder. Dieses Jahr wird die Zahl dieselbe sein, aber die Gesichter wohl andere, da die Gruppe so funktioniert, dass von den etwa 80 Musikerinnen bzw. Musikern im Kollektiv die Konzerte auf je maximal 25 begrenzt sind.
Es gibt viele Möglichkeiten für musikalisches Chaos – im positiven Sinne! – mit einer Gruppe dieser Größe und die Musikerinnen und Musiker scheuen sich nicht davor. Wie auf ihrer Website zu lesen ist, verbindet The Dorf Krautrock, utopische Beats, Noise mit Jazz, Improvisation, Punk und neuer Musik.
Diese wilde Combo macht jeden Auftritt fesselnd und dynamisch – es kann sogar ganz schön laut werden!
Eine Tour durch ihre Diskographie offenbart die Tiefe und Breite der Musik der Gruppe, angefangen bei den rockigen Big-Band-Sounds ihrer ersten Alben über lärmgeladene Epen bis hin zu einem Konzeptalbum, in dem eine KI zum Leben erweckt wird, über ein 46-minütiges Drohnenstück bis hin zu ihrem neuesten Werk, einem „Hörspiel für einen schlechten Detektiv“.
thedorf.net