Jazz am Kaisersteg 2021
19. Sommer-Konzertreihe des Jazzkeller 69 e.V.

5. + 19. Juni, 3. + 17. + 31. Juli, 14. + 28. August, 11. + 25. September
jeweils 16 - 20 Uhr       draußen & fast gratis

Silke Eberhard Trio / 7 of 8 / Oloyé Dez / Heike Dunker Berlin-Trio / Bubu / Didrik Ingvaldsen Ensemble
gleichwiederda / Ruf der Heimat / phon-O-rama / The Instincts / Stefan Schultze Large Ensemble
The Streetfighters / Johnny LaMarama / MeoW! / The Resonators / Absolutly Sweet Marie
Allemano-Vandeweyer-Hilbig-Martinez / Potsa Lotsa XL / Clarinet Trio / New Generation of Sister & Brotherhood
UnbedingT / Hannes Zerbe Jazz Orchester / Off The Record / Weird Weapons / Eberhard-Neuser & TALIBAM! ...

Freiluft Bühne am Kaisersteg, Hasselwerderstr. 22a, Berlin-Schöneweide

S-Schöneweide: RB 24, S8, S9, S41, S45, S46, S47, S85, Bus 65, N65, N67
Brückenstr.: Tram 21, M17 I Firlstraße (über Kaisersteg): Tram 27, 60

Jazzkeller 69 e.V. mit freundlicher Unterstützung der Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Bezirksamt Treptow-Köpenick, Fachbereich Kultur und Museum, Fachbereich Facility Management
Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Schöneweide, Bürgerstiftung Treptow-Köpenick
und vielen ehrenamtlich engagierter Menschen.

 

In New York City sitzend,
voller Neid auf das kommende Sommerprogramm „Jazz am Kaisersteg“, organisiert vom Jazzkeller 69 und kuratiert von „Assi“ Glöde blickend, hatte ich gehofft, diese Einleitung ohne die Erwähnung des gefürchteten C-Wortes zu schreiben.
Aber beides ist unvermeidlich. Wie schon unzählige Male seit mehr als einem Jahr festgestellt, ist der Verlust der persönlichen Kunst eine der Tragödien der Pandemie.
Auch wenn er nicht so verheerend ist wie die Zahl der Todesopfer, so hat die monatelange Isolation doch einen schwerwiegenden Einfluss auf die Kreativität der Welt.
Wer kann erahnen, welche Kollaborationen verpasst wurden und welche Fortschritte nicht stattgefunden haben? Wie bei jeder anderen seismischen Verschiebung in der Gesellschaft, werden es die Künstler sein, die dem, was weg ist und was bleibt, einen Sinn geben.

Drei Dinge sind auffällig am vor Ihnen liegenden Programm.
Erstens, die Anzahl der großen Ensembles: Das Stefan Schulze Large Ensemble, das Hannes Zerbe Jazz Orchester mit Taiko Saito, Jürgen Kupke und Nikolaus Neuser, Potsa Lotsa XL, der Altsaxophonistin Silke Eberhard, das sich mit der Musik von Henry Threadgill auseinandersetzt, und die New Generation of Sister & Brotherhood des Schlagzeugers Baby Sommer, eine Hommage an das bahnbrechende Treffen exilierter südafrikanischer Musiker auf britischer Musiker in den 1970er Jahren.
Und das Berlin Jazz Composers Orchestra unter der Leitung von Christof Griese, das regelmäßig beim Jazzkeller 69 auftritt.

Das Zweite sind Bands, einige schon lange, die sich auf Interpretationen bekannter Komponisten wie Bob Dylan (Absolutely Sweet Marie) konzentrieren oder andere ganz neu, auf deutschen Jazz der 1950-60er Jahre (Clarinet Trio) und Henry Threadgill (Potsa Lotsa XL).

Und das Dritte ist Silke Eberhard, die fünfmal in verschiedenen Ensembles auftritt.
Der Autor begegnete ihr zum ersten Mal im Jahr 2008, als sie ein Set im Rahmen der Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag von Alexander von Schlippenbach spielte.
Seitdem hat sich Eberhard durch CDs bei verschiedenen Labels als eine feste Größe im europäischen Jazz etabliert, was 2020 in der Verleihung des Berliner Jazzpreises gipfelte.
Die Zuhörer werden das Vergnügen haben, sie als Leiterin ihres Trios mit Jan Roder und Kay Lübke zu hören, in den Bands von Baby Sommer und Hannes Zerbe und vor allem das bereits erwähnte Projekt zu Ehren von Threadgill (nach ähnlichen Projekten, die Eric Dolphy und Charles Mingus gewidmet waren), einem der wichtigsten Komponisten, der aus der Chicagoer Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) hervorging.
Dann, zum Abschlusskonzert, ihr Duo mit dem Trompeter Nikolaus Neuser, mit dem subversiven amerikanischen Jazz-Duo TALIBAM!

Soziale Distanzierung ist zwar medizinisch fundiert, verbündet sich aber kaum mit der Kraft und der strukturellen Vielfalt, die viele Musiker auf einer Bühne versammelt, aufbringen können. Man erwartet von diesen Konzerten die ganze Freude und Komplexität eines lange verschobenen Familientreffens.

Andrey Henkin, Chefredakteur The New York City Jazz Record

 

Samstag 5. Juni 2021 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Freiluft Bühne im Garten   [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg



Silke Eberhard Trio

SILKE EBERHARD TRIO

Silke Eberhard – alto sax, bass clarinet
Jan Roder – bass
Kay Lübke – drums

Seit vielen Jahren wird Silke Eberhard über Deutschlands Grenzen hinaus als Saxophonistin und Bandleaderin gefeiert.

In einem Porträt des New Yorker Magazins Downbeat war 2010 über ihr Trio zu lesen: „In dieser hochkarätigen Besetzung präsentiert Eberhard ihre eigenen Kompositionen, die im hart swingenden Post-Bop wurzeln und ihr dennoch große Freiheiten lassen.“
2017 erhielt Eberhard den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für ihr Trio-Album The Being Inn, 2020 wurde sie mit dem vom Land Berlin und dem RBB vergebenen Jazzpreis Berlin geehrt.
In der Begründung 2017 hieß es: „Das Album gleicht [einem] Ort, an dem die moderne Jazztradition im Raum schwebt und im gemeinschaftlichen Spiel neu ausgeformt wird. Dabei sind die Fenster weit geöffnet, so dass sich bei allen Reminiszenzen an die Geschichte dieser Musik ein beglückendes Gefühl von Freiheit einstellt. Jan Roder am Kontrabass und Kay Lübke am Schlagzeug weben ein spannendes Beziehungsgeflecht und treten als Gesprächspartner der Bandleaderin wie auch selbst als Solisten hervor, so dass ein vielfältig ausdifferenzierter Trioklang entsteht, der sehr eigen ist und zugleich vertraut anmutet.“

Das Konzert von Silke Eberhards Trio zur Eröffnung der diesjährigen Saison am Kaisersteg ist einer von vier Auftritten der herausragenden Musikerin in diesem Jahr im Kaisersteg-Programm.

silkeeberhard.com

 

 

7 of 8 – ‚Goldman Variations‘

7 of 8Matthias Schubert – tenor sax
Martin Klingeberg – trumpet
Florian Bergmann – alto sax, clarinet, bass clarinet
Andreas Willers – guitar
Meinrad Kneer – bass
Rudi Fischerlehner – drums

Der hintersinnige Humor des Gitarristen Andreas Willers zeigt sich schon im Namen seiner Band.
Gegen manche Erwartungen handelt es sich bei 7 of 8 um ein Sextett und natürlich sind die Goldman Variations keine Adaption von Bachs Goldberg-Variationen.
Vielmehr besteht das aktuelle Repertoire aus gewitzten Kompositionen Willers‚, die in der FAZ als „vielschichtige Maschine der Komplexität, die trotz vertrackter Rhythmen kraftvoll bleibt“ beschrieben wurden.

Ferner wird der mehrfach ausgezeichnete Willers (SWF Jazzpreis, Preis der Deutschen Phonoakademie) auch international als eine der interessantesten Gitarrenstimmen Europas gelobt. Auch wenn er rein akustisch spielt, kombiniert Willers verschiedene kontrastierende Techniken und kreiert dadurch individuelle, variable Klangwelten von großer Bandbreite. Klangorientiert denken natürlich auch seine Partner bei der Mehrgenerationen-Band 7 of 8.
Matthias Schubert (*1960) spielte u.a. neben dem legendären Albert Mangelsdorff und mit Frank Gratkowski (siehe 31. Juli), wurde mit dem SWR Jazzpreis und dem Hessischen Jazzpreis geehrt.
Florian Bergmann (*1984) wechselt in unterschiedlichen Konstellationen zwischen freier Improvisation, Neuer Musik und Bühnenstücken. Näheres zu Martin Klingeberg siehe phon-O-rama am 3. Juli.

www.andreaswillers.de
jazzthing.de/review

 

 

Oloyé Dez

Oloyé DezEutália de Carvalho – voca
Katrin Wahl – guitar
Tobias Zerbe – trumpet / Andreas Reifgerst – alto sax
Julius Hopf – trombone / Leonie Freudenberger – bar sax

Ron Fabian – piano
Horst Nonnenmacher – bass
Tom Batera – percussion / Rainer Winch – drums

Wer Open Air-Konzerte gedanklich mit internationalen Rhythmen und Klängen verbindet, wird an diesem Tentett Freude haben.

Oloyé Dez vereint, so die Selbstbeschreibung, „brasilianische Grooves und Texte mit der überbordenden Spiellaune des Jazz, der spontanen freien Improvisation und möchte so an die Traditionen eines Charles Mingus, Sun Ra, Hermeto Pascoal und Fela Kuti anknüpfen.“
Das Ensemble entstand 2017 aus der Fusion von Oktopuzzle, dem Sextett des profilierten, in vielen Formationen aktiven Bassisten Horst Nonnenmacher, und der Band Oloyé um die brasilianische Sängerin Eutália de Carvalho.

Das Repertoire besteht aus eigens für die große Besetzung arrangierten Songs de Carvalhos; neben Spiel- und Improvisationsfreude ist Oloyé Dez auch ein politischer Anspruch in der Musik wichtig.
Er vermittelt sich beispielsweise in den Songtexten und darin, allen Musizierenden größtmöglichen Freiraum zu lassen. Die Ernsthaftigkeit dürfe aber unterhaltsam sein, sagt die Band, angelehnt an die Devise „Jazz is the teacher, groove is the preacher“.

oloye-dez
oloyedez pdf

 

Corona Verhaltensregeln: Bitte lesen und beachten!

 

 

Samstag 19. Juni 2021 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Freiluft Bühne im Garten   [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg



Heike Dunker Berlin-Trio

Heike DunckerHeiko Kulenkampff – piano
Daigo Nakai – bass
Heike Duncker – drums

Die federführende und namensgebende Schlagzeugerin dieses Trios, Heike Duncker, kommt aus Bonn, ihre beiden Begleiter sind in Berlin zuhause.
Der Pianist Heiko Kulenkampff ist ein guter Bekannter des Jazzkellers 69, hat er doch in der Vergangenheit immer wieder im Rahmen der Free Sessions begeistert.
Bandleaderin Duncker ließ sich während ihres Studiums von Jazz-Ikonen wie Terri Lyne Carrington, John McLaughlin und dem Dave Holland Quintett inspirieren, gleichzeitig beschäftigte sie sich mit der klassischen Moderne, namentlich Messiaen und Schönberg.

Seit Ende der Neunziger ist Duncker in stilistisch unterschiedlichen, meist eigenen Projekten aktiv; ihr Trio bewegt sich hauptsächlich auf dem Terrain des Modern Jazz, zuweilen lassen sich aber auch andere, globale Anklänge ausmachen, etwa an die lyrische Melodik der Kapverden oder an Tango.

Kontrabassist Daigo Nakai stammt aus Japan und zog 2003 zum Studium nach Melbourne.
In den folgenden Jahren engagierte er sich in diversen Bands, von Rock über Elektronischer Musik bis zu freier Improvisation, auf letzterer liegt mittlerweile sein Fokus.

www.heike-duncker.de
www.daigonakai.com

 

 

 

Bubu

BuBuPaul Engelmann – alto sax
Ben Lehmann – bass
Martial Frenzel – drums

CD release „space marx maus“

Ein junges, dynamisches Trio, das sich auf die Tradition des akustischen Jazz bezieht, dessen Ideen aber weit über „klassische“ Stilistiken hinausgehen.
Die eigenen Kompositionen und Improvisationen basieren mal auf Grooves, die gerne durch Breaks verwirbelt werden, mal sind sie relativ frei angelegt, mit offenen, aber nie völlig aufgelösten Strukturen. Stimmungen wechseln von atmosphärisch über lauernd bis beinahe aufbrausend.

Unlängst hat Bubu ein neues, bislang noch nicht veröffentlichtes Album eingespielt, das mit transparentem, direktem Klang unmittelbar anspricht.
Melodische Passagen und überraschende Wendungen, spielerisch-vertrackte Rhythmik und Freude an Details sorgen für Spannungsbögen und Hörvergnügen.

Die Wurzeln des Trios liegen zum Teil in Saarbrücken, denn dort begegnete der Berliner Bassist Ben Lehmann (*1990) im Rahmen seines Studiums dem agilen, energiegeladenen Schlagzeuger Martial Frenzel. Darüber hinaus ließ sich Lehmann von dem Posaunisten Christof Thewes (siehe 3. Juli) inspirieren, der wiederum durch seine verschiedenen Projekte auch in der Hauptstadt bestens bekannt ist.
Bubus führende Stimme, Alt-Saxophonist Paul Engelmann, pflegt einen erdigen, vollen, zuweilen angerauten Ton und ist bereits in Projekten mit John Schröder und Alexander von Schlippenbach aufgefallen.

bubu

 

 

 

Didrik Ingvaldsen Ensemble

Didrik Ingvaldsen

Radim Hanousek, Paul Engelmann – saxes
Didrik Ingvaldsen, Nikolaus Neuser – trumpets
Johannes Lauer – trombone
Rieko Okuda – piano
Jan Roder – double bass
Michael Griener – drums

Zwei renommierte Berliner Bläser, Nikolaus Neuser und Johannes Lauer, spielen inmitten dieser ebenso neuen wie internationalen Band.
Ihr Leiter ist der norwegische Trompetenvirtuose Didrik Ingvaldsen, der zuletzt im Januar 2020 im Industriesalon Schöneweide (im Quartett) zu erleben war, schon damals mit der japanischen, weitgereisten und ebenfalls fest in Berlins freier Szene verwurzelten Pianistin Rieko Okuda.

Seit Jahren gehören Marian Friedl, Dag Magnus Narvesen und Radim Hanousek zu Ingvaldsens norwegisch-tschechischem NOCZ Quartett, das bereits 2015 mit vier weiteren Musikern zum Orchestra erweitert wurde.
Ein Überqueren geografischer Grenzen ist für die Musiker offenbar ebenso selbstverständlich wie das Ignorieren stilistischer Schlagbäume.
Kaum vorhersehbar pendeln die Stücke des Oktetts zwischen sattem, farbenreichem Sound und kompakten Passagen, zwischen intellektuellem Anspruch und spielerischem Spaß.
Coronabedingt ist eine Berliner Lösung vorgesehen,  falls ihre die ausländischen Musiker nicht reisen dürfen.

didrikingvaldsen.no

 

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Samstag 3. Juli 2021 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Freiluft Bühne im Garten   [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg



gleichwiederda

gleichwiederdaSteffen Faul – trumpet
Alexander Beierbach – tenor sax
Anke Lucks – trombone
Fee Stracke – piano
Berit Jung – bass
Sebastian Deufel – drums

Die Geschichte dieser Band mit dem hintersinnigen Namen reicht recht weit zurück.
Von 2002 bis 2009 haben Gleichwiederda zusammengearbeitet, dann waren sie weg und rund zehn Jahre später tatsächlich wieder da.
2019 beeindruckte das Sextett beim Jazzkeller 69. Inzwischen gibt es mit Sebastian Deufel einen neuen Mann am Schlagzeug, den manche möglicherweise von jener Band kennen, die in Andreas Dresens Gundermann-Spielfilmporträt hinter der Hauptfigur agiert.

Auch die übrigen Bandmitglieder werden weithin für ihre versierte Spielkunst geschätzt. Grooves sind essentiell für die Eigenkompositionen verschiedener Mitglieder von Gleichwiederda, ebenso wie Wechsel zwischen Harmonie und Reibung, variable Klangfarben und gewitzte Lautmalereien.
Das Ensemble zeigt keine Angst vor Melodien, spielt mit dynamischen Steigerungen und Öffnungen bis hin zu spannenden Improvisationen, die selbst in freien Momenten stets klare Strukturen erkennen lassen.

gleichwiederda

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Ruf der Heimat

ruf der heimatThomas Borgmann – reeds
Christof Thewes – trombone
Jan Roder – bass
Willi Kellers – drums

Die Herausforderung war zweifellos groß. Wie sollten Thomas Borgmann und Willi Kellers als verbleibende Mitglieder der 1992 gegründeten Band Ruf der Heimat den altersbedingten Ausstieg von Ernst-Ludwig Petrowsky und Christoph Winckel verschmerzen?

Die Presseresonanz auf die Neubesetzung des Quartetts signalisiert jedenfalls Gutes, lobt beispielsweise eine durch Thewes befeuerte völlig neue Dynamik.

Im Sonic Magazin war zu lesen: „Schnell ist klar, dass die beiden Neuen viel mehr sind als nur Auswechselspieler. Borgmann und Kellers präsentieren ihre Kunst voller Tiefenschärfe und Spannung. Mit Jan Roder und Christof Thewes haben sie ideale Ergänzungen gefunden. […] Es ist ein hohes Vergnügen zu verfolgen, wie sie ihr Material drehen und wenden.“

Und auch allaboutjazz.com ist über das aktuelle Werk Secrets begeistert: „…das 74-minütige Album zeigt das Handwerk der Band: fließende, spontane Erfindungen, die sich nicht scheuen, der Melodie in die Augen zu schauen. Diese Kühnheit stammt vor allem von Borgmann, der sein ausdrucksstarkes Post-Ayler-Saxophon mit einem ansteckenden Lyrizismus versieht.“

CD release „Secrets“ (Jazzwerkstatt,  jw 202)

 

www.rufderheimat.de      Portait Sonic-Magazin   .

 

 

 

phon-O-rama

phon-O-ramaMartin Klingeberg – trumpet, euphonium, vocals, efx
Johannes Lauer – trombone
Gerhard Gschlössl – sousaphon, trombone
Jan Leipnitz – drums

Der Trompeter und Sänger Martin Klingeberg gehört seit Jahren zu den Querköpfen der Berliner Szene, manche nennen ihn auch „Stilsurfer“.
Fern aller Dogmen spielt er am liebsten Musik, die ihm und dem Publikum gleichermaßen Spaß macht. Klingeberg gilt als Erfinder der BONK-Musik, die sich durch eine gewisse Nähe zum Rock und konzeptionelle Konsequenz definierte; daneben entwickelte er mit dem Quartett Tango Crash die – auch international gesehen – tiefgründigste und mit Abstand überzeugendste Neudeutung des argentinischen Tango seit Astor Piazzolla.
Zudem arbeitete Klingeberg in Ben Beckers Band Zero Tolerance und mit unzähligen Jazzformationen sowie für die Schaubühne und am Berliner Ensemble.

Die Besetzung von phon-O-rama entspricht der Minimalbesetzung einer Marching-Band, wie man sie ursprünglich aus New Orleans kennt. Ausgehend von diesem Sound experimentiert und jongliert das Quartett mit Stilmitteln und Einflüssen unterschiedlichster Couleur.
Tradition und zeitgenössische Mittel ergänzen sich, das Ganze wird am Ende mit Witz und Ironie gewürzt und mit der nötigen Chuzpe serviert. Das Ergebnis klingt, wie im Herbst im Industriesalon Schöneweide zu erleben war, rauh und zerbrechlich, wild und mystisch, ekstatisch und minimalistisch.
Die beiden Posaunisten der Band, Gerhard Gschlössl und Johannes Lauer, zählen zu den Fixsternen am Berliner Blechbläserhimmel, beide sind seit Jahren in der Improvisationsszene verwurzelt und haben bereits herausragende Projekte initiiert.

klingeberg

 

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Samstag 17. Juli 2021 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Freiluft Bühne im Garten   [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg



The Instincts

The InstinctsBoris Bell – drums
Georgi Sareski – guitar
Antti Virtaranta – bass

Eine weitere internationale, in Berlin ansässige Formation eröffnet den vierten Samstag am Kaisersteg.
Die drei Musiker aus Deutschland, Mazedonien und Finnland vereinen unterschiedliche Hintergründe zu einem unkonventionellen, gravitätischen, zuweilen fast filmischen Sound.
Gemeinsam ist ihnen ein feines Gespür für Nuancen, die Lust am gegenseitigen Zuhören, eine individuelle Mischung aus Sensibilität, Forschergeist und Humor.

Ihre erste gemeinsame Produktion Music Unseen ist vor rund drei Jahren erschienen und besticht durch variable, facettenreiche Eigenkompositionen und Improvisationen, in denen die Musiker auf Augenhöhe interagieren.

Das charakteristische Spiel von E-Gitarrist Georgi Sareski zeigt in Melodik und Rhythmik unverkennbare Anklänge an osteuropäische Traditionen, ebenso spiegelt es Rock- und natürlich Jazz-Einflüsse wider.
Bassist Antti Virtaranta, der nach seinem Studium in Philadelphia nach Berlin umzog, verstärkt zuweilen in Unisoni mit der Gitarre die Intensität; in anderen Momenten baut er bewusst sparsame Fundamente oder erzeugt atmosphärische Klänge mit dem Bogen.
Eine kluge Balance zwischen Ideen aus der freien Improvisation und Neuen Musik verfolgt auch Boris Bell, Jahrgang 1970. Seine Drum-Einsätze setzen mal kantige, mal klangvolle Akzente.

new-band-the-instincts
musicunseen.bandcamp.com/releases

 

 

 

Stefan Schultze Large Ensemble

Schultze_Large EnsembleLeonhard Huhn – alto sax, clarinet / Peter Ehwald – tenor sax, clarinet, flute / Magnus Schriefl – trumpet / Johannes Lauer – trombone / Peter Meyer – guitar / Marc Muellbauer – bass / Els Vanderweyer – vibraphone / Taiko Saito – marimba / Almut Kühne – vocals / Moritz Baumgärtner – drums / Stefan Schultze – piano, composition

Dass der Pianist und Komponist Stefan Schultze (*1979) sehr klangorientiert denkt, lässt sich bereits anhand der Besetzung seines Tentetts mit gleich zwei Vibraphonen respektive Marimbas erahnen.
In kleineren Bands sind diese vergleichsweise selten, am Kaisersteg werden die mal perkussiven, mal schwebenden Klänge des Vibraphons aber noch mehrmals zu hören sein (siehe 14. August, 11. und 25. September). Schultzes Gestaltungswillen zeigt sich schon am Klavier, etwa auf seinem herausragenden Solo-Album System Tribe.

Durch erweiterte Spieltechniken, Manipulationen im Inneren des Flügels etc. und einer stilistischen Offenheit, die von Minimalismus bis Neue Musik reicht, entwirft Schultze eindrückliche Klangwelten, die ganz selbstverständlich zwischen melodischen und abstrakten Momenten oszillieren.
Seine Großformation ist auch eine Art Gipfeltreffen der Berliner um-die-40-Szene, mit der extrem variablen Vokal-Akrobatin Almut Kühne, den zuweilen mikrotonalen Saxophon-Eskapaden Leonhard Huhns und atmosphärisch-schillernden Gitarrenphantasien Peter Meyers (Melt Trio).

Das Magazin Concerto freute sich an „abrupten Wendungen und anarchischem Witz“, Jazz Thing lobte: „Die enorme Vielschichtigkeit seiner Partituren und die Virtuosität im Umgang mit dem Klangkörper Bigband machen die CD Ted The Bellhop zu einer kleinen Sensation.“

large-ensemble

 

 

 

The Streetfighters

streetfeighters Foto: Dietmar ListeBruno Leicht – trumpet
Axel Dörner – trumpet
Jan Roder – bass
Michael Griener – drums

Das Trompetenduo Leicht und Dörner alias The Streetfighters begann Ende der Achtziger tatsächlich auf den Straßen und in den Fußgängerzonen von Essen und Köln.
Anfang des Jahrtausends verschmolzen sie mit Griener und Roder, der angeblich dienstältesten Rhythmusgruppe Berlins, zu diesem interaktiven, perfekt eingespielten Quartett.

Bruno Leichts Trompetenton wird als „verwurzelt in der Swing-Tradition mit ‚altem‘ Klang, aber moderner harmonischer Konzeption“ beschrieben; er hat sich ebenso mit der Neuen und Freien Musik beschäftigt und für Dokumentarfilme komponiert.

Axel Dörner arbeitete ab 2000 an der elektronischen Erweiterung seiner Musik auf der Trompete und gilt als eine der charakteristischen Stimmen der Freien Improvisation.
Seit 1994 wohnt Dörner in Berlin, hier war er Mitbegründer der Band Die Enttäuschung, die sich anfangs vor allem dem Repertoire Thelonious Monks verschrieben hatte, später aber auf eigenes Repertoire setzte.
Mittlerweile kann er auf unzählige internationale Kooperationen zurückblicken, auch mit Protagonisten der Neuen Musik (SWR-Symphonieorchester/Michael Gielen, Splitter Orchester u.a.). 2006 erhielt Dörner den SWR Jazzpreis, 2019 wurde er mit dem Berliner Jazzpreis ausgezeichnet.

allaboutjazz.com/brunoleicht
axeldoerner.org

 

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Samstag 31. Juli 2021 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Freiluft Bühne im Garten   [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg



Johnny LaMarama

Johnny La MaramaKalle Kalima – guitar, vocals
Chris Dahlgren – bass, vocals
Eric Schaefer – drums, vocals

Vier Alben hat das dynamische Trio zwischen 2001 und 2014 veröffentlicht, danach war erst mal Sendepause.
Was vermutlich daran liegt, dass die Musiker alle Hände voll mit anderen Bands und Projekten zu tun haben.

Für jene, die seinerzeit nicht von Johnny LaMarama überfallen wurden: hier ist Humor im Spiel, und handfester Rock.
Der finnische Nonkonformist Kalle Kalima lässt seine E-Gitarre dermaßen jaulen und kreischen, dass mancher unweigerlich an Jimi Hendrix denkt. Zumal der Blues bei Johnny LaMarama oft nur zwei Armlängen entfernt scheint.
Nicht die Mantra-artig klagende Variante des Blues aus dem Süden, sondern ein rebellischer, urbaner, elektrischer Blues, zu dessen weitverzweigter spröder Verwandtschaft wohl auch Tom Waits gehört.

Aufgestachelt wird Kalima von rollenden bis wirbelnden Schlagzeughieben Eric Schaefers, dessen junges Herz für bissige Hardcore-Bands schlug, eher er durch Jazz und Neue Musik auf ganz andere Bahnen geriet.
Für gelegentliche Erdung sorgt Chris Dahlgren, der zwar bei den Avantgarde-Ikonen Anthony Braxton und La Monte Young studierte, gleichzeitig aber viel Wüsten-Rock’n’Roll im Blut hat. Schließlich ist er 1961 in New York geboren und in Denver aufgewachsen.

johnny-la-marama

 

 

 

MeoW!

MeoW!Cansu Tanrikulu – vocals
Liz Kosack – keys, vocals
Dan Peter Sundland – bass, vocals
Jim Black – drums, vocals

Noch eine Band mit Generationenvertrag. Der weit gereiste Drummer Jim Black, (*1967) aufgewachsen in Seattle und seit 1991 Teil der progressiven Szene New Yorks (Tim Berne, Laurie Anderson, Chris Speed u.a.), gehört zu den markantesten seiner Zunft.
Black beherrscht die Kunst, komplex und dicht zu spielen, auf magische Weise die Musik zu beflügeln und seinen Mitspielern trotzdem noch ausreichend Raum zu lassen. Seit vielen Jahren zählt er auch zur Berliner Szene, nicht zuletzt durch seine lange währende Kooperation mit Carlos Bicas Azul.

Die weiteren MeoWs sind wie Black irgendwann in der Hauptstadt gelandet, indes deutlich jünger als er. Die Synthesizer-Spezialistin Liz Kosack (New York) spielt in verschiedenen Konstellationen mit E-Bassist Dan Peter Sundland (*1986 in Oslo), beide gehören zum experimentierfreudigen, in viele Richtungen offenen KIM Collective.
Ayse Cansu Tanrikulu (*1991) kam aus Ankara zum Studium nach Berlin und fand schnell Anschluss in der Szene. Nicht nur wegen ihres dunklen, volltönenden Timbres, sondern auch dank eines couragierten Umgangs mit elektronischen Effekten.

Die musikalische Spannweite bei MeoW! reicht von Pop-Melodien und Funk-Grooves bis zu ausfasernden Strukturen und Noise-ähnlichen Passagen.

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The Resonators

The ResonatorsFrank Gratkowski – alto sax, flute
Sebastian Müller – guitar
Reza Askari – bass
Thomas Sauerborn – drums

Viele dürften Frank Gratkowski als innovativen Geist zwischen freier Improvisation und zeitgenössischer Musik kennen.
Der Virtuose hat intensiv zur Erzeugung neuer Töne auf Saxophonen, Klarinetten und Flöten geforscht, erweiterte Spieltechniken kreiert, mit mikrotonalen Konzepten und akustischen Phänomenen gearbeitet.

Doch selbst der große Intellektuelle und Vordenker hat Boden unter seinen Füßen. Eine entschieden erdige und rockige Richtung schlägt Gratkowski mit der Band The Resonators ein, und das liegt nicht nur an den zerrenden Akkorden und gleißenden Linien von Sebastian Müllers E-Gitarre.
Wuchtig-massive Bässe und hypnotisch wirbelndes Schlagzeug befeuern Solo-Eskapaden, die mitunter schrille Noise-Ansätze entwickeln und sengende Feuer entfachen können.

Zwischendurch bremst das energiegeladen-fiebrige Quartett runter; in ruhigen Passagen streicht Askari obertonreiche Noten mit dem Bogen, während Gratkowski auf unkonventionelle Art die Flöte flirren oder die Klarinette schweben lässt.
Für Momente geben sich alle melodisch, changieren von versöhnlichen zu atmosphärischen Klängen, ehe die Maschine langsam wieder hochfährt…

youtube.com
gratkowski.com

 

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Samstag 14. August 2021 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Freiluft Bühne im Garten   [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg



Absolutly Sweet Marie

ABSOLUTELY SWEET MARIESteffen Faul – trumpet
Matthias Müller – trombone
Alexander Beierbach – saxes
Max Andrzejewski – drums

Die Besetzung ist ungewöhnlich, die künstlerische Idee geradezu verwegen: seit 2012 beschäftigt sich das von Alexander Beierbach gegründete Quartett mit Songs von Bob Dylan.
Lassen sich die textlastigen, von ihrer speziellen Poesie lebenden Stücke der Pop-Ikone überhaupt in instrumentalen Jazz übertragen? Die meisten Medien finden: Absolutely Sweet Marie kann das.
Im Jazz Thing hieß es zum 2020 erschienenen, dritten Album Wherever You Roam: „Die drei Bläser und das Schlagzeug wühlen sich wie Maulwürfe durch die verästelten, feingliedrigen Arrangements, schichten im Brass-Band-Stil polyphone Überlagerungen aufeinander und gewähren einander genügend Spielraum zu Improvisationen.“
Die Frankfurter Rundschau bestätigte: „Es ist gerade […] das Zusammentreffen von entschiedener Aneignung und respektvoller Huldigung, von […] Präzision und Verspieltheit, was den Spaß an der Musik steigert.“
Der Witz liegt, wie so oft, auch im Detail. Etwa wenn das Quartett nur Bruchstücke einer bestimmten Dylan-Aufnahme übernimmt oder sich einer Cover-Interpretation bedient, um diese als Ausgangsmaterial für eigenständige Adaptionen oder gar neue Kompositionen zu nutzen.

alexanderbeierbach.de

 

 

 

Allemano-Vandeweyer-Hilbig-Martinez

Allemano/Vandeweyer/Hilbig/MartinezLina Allemano – trumpet
Els Vandeweyer – vibraphon
Maike Hilbig – bass
Lucia Martinez – drums

Ein neues, größtenteils in Berlin ansässiges Quartett mit internationalen Wurzeln.
Alle vier Musikerinnen zählen zu den markanten Figuren der Hauptstadt-Szene, gemeinsam fusionieren sie unterschiedliche persönliche Hintergründe zu einem paneuropäisch-transatlantischen Modern Creative-Jazz.

Die Trompeterin Lina Allemano pendelt zwischen Berlin und Toronto und beeindruckte zuletzt beim Berliner Jazzfest 2020 mit ihrem Trio Ohrenschmaus und kunstvollen Abstraktionen.
Über die Bassistin Maike Hilbig schrieb das Jazz Thing vor einiger Zeit, sie „weiß wie kaum eine andere die Freiheit und Kompromisslosigkeit des Free Jazz mit der unterhaltsamen Verbindlichkeit ganz alltäglicher Lebenserfahrung zu verbinden.“
Lucía Martínez hat nach einer klassischen Ausbildung in ihrer alten Heimat und einem Jazzstudium in Portugal schließlich einen Master in Drums und Komposition an der UdK in Berlin absolviert.
Ihr Spiel sei, sagt sie, ebenso von klassischer und Neuer Musik inspiriert wie durch Folk aus Galicien, Flamenco und mediterrane Einflüsse.
Die Belgierin Els Vandeweyer hat das Spektrum des Vibraphons atemberaubend erweitert. Durch eigenwillige Spieltechniken (etwa dem Anschlagen der Platten mit einzelnen Fingern) und Präparierungen entwirft sie ungeahnt weitläufige Klangpanoramen.

linaallemano.com        elsvandeweyer.com
maikehilbig.wordpress.com       lucimartinez.com

 

 

 

Potsa Lotsa XL play Henry Threadgill

POTSA LOTSA XL FOTO: (c) PHOTOMUSIX / C. MarxSilke Eberhard – alto sax/ Jürgen Kupke – clarinet / Patrick Braun – tenor sax, clarinet / Nikolaus Neuser – trumpet / Gerhard Gschlößl – trombone / Johannes Fink – cello / Taiko Saito – vibraphone, percussion / Antonis Anissegos – piano/ Igor Spallati – bass / Kay Lübke – drums

Der afro-amerikanische Saxophonist Henry Threadgill (*1944 in Chicago), avancierte ab Mitte der Sechziger zu einer treibenden Kraft der Jazz-Avantgarde.
Er gehörte zu den Schlüsselfiguren des wegweisenden Kollektivs AACM, u.a. mit Anthony Braxton und Jack DeJohnette.
Gemeinsam versetzten sie die Grenzen des Jazz, verarbeiteten Einflüsse aus anderen Kulturen der Welt ebenso wie solche der zeitgenössischen Musik. Anfang der Siebziger zog Threadgill nach New York, wo er Projekte wie Very Very Circus (zwei Tubas, zwei E-Gitarren, Posaune oder Waldhorn, Schlagzeug), das Flötenquartett Flute Force Four oder Makin‘ A Move (vier Celli und vier akustische Gitarren) gründete.
2016 erhielt Henry Threadgill den Pulitzer Preis für Musik, 2018 komponierte er Sixfivetwo für das Kronos Quartet.

Threadgills progressive Musik wird von Potsa Lotsa XL in die Gegenwart transferiert. Das prominent besetzte Tentett um die Saxophonistin und Komponistin Silke Eberhard erhält seit geraumer Zeit viel Anerkennung, etwa für seine enorme Spannweite zwischen kammermusikalischen Feinheiten und kraftvollen Ausbrüchen.
Weiterhin werden die orchestrale Tiefe, kluge kammermusikalische Themen, komplexe Rhythmik, subtil gesetzte und höchst variable Stimmungen sowie weite Spannungsbögen hervorgehoben. 2020 beeindruckte Potsa Lotsa XL mit Auftritten bei den Festivals in Moers und Berlin; ursprünglich war damals schon ein Konzert im Industriesalon Schöneweide geplant.

silkeeberhard.com/potsa-lotsa
www.berlinerfestspiele.de

 

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Samstag 28. August 2021 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Freiluft Bühne im Garten   [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg



Clarinet Trio
‚Transformations and Further Passages‘ (Deutsche Jazz Kompositionen der 1950er und 60er)

clarinet trioJürgen Kupke – clarinet
Michael Thieke – alto clarinet, clarinet
Gebhard Ullmann – bass clarinet

Eine vitale und abenteuerlustige Spielhaltung eint diese drei gestandenen Holzbläser. Allen voran Gebhard Ullmann (*1957), der seit Dekaden ein Faible für außergewöhnliche Formationen pflegt und schon in den Achtzigern zu den maßgeblichen Impulsgebern des (West-)Berliner Jazz zählte.
Viele Jahre wohnte Ullmann zum Teil in New York, entsprechend lang ist die Liste seiner Kooperationen mit amerikanischen Jazzern.
Durch unzählige Konzerte und Produktionen auch auf US-Labels genießt der vielfach ausgezeichnete (u.a. Jazzpreis Berlin, SWF Jazzpreis, Preis der dt. Phonoakademie und der dt. Schallplattenkritik, Choc de l’annee) Musiker und Komponist internationales Renommee.

Jürgen Kupke (*1960), wurde in den Neunzigern mit der Band Frigg bekannt, zu der u.a. Boris Bell, Horst Nonnenmacher, teils auch Phil Minton und Elliot Sharp gehörten.
1998 gründete Kupke mit Ullmann und Theo Nabicht das Clarinet Trio, für letzteren kam 2002 Michael Thieke, der seit 1999 neben der Berliner auch die Szene in Rom bereichert.

Mit einem Repertoire, das die Pionierzeiten des deutschen Jazz in Erinnerung ruft und in die Gegenwart transzendiert, bildet das Clarinet Trio einen inhaltlich und formal interessanten Gegenpol zur direkt folgenden Großformation.

clarinet-trio.html

 

 

 

New Generation of Sister & Brotherhood

Baby SommerGünter „Baby“ Sommer – drums, composition / Antonio Borghini – bass / Achim Kaufmann – piano / Anna Kaluza – alto sax / Frank Gratkowski – alto sax, clarinet, flute / Silke Eberhard – alto + tenor sax, clarinet, bass clarinet / Matthias Schubert – tenor sax / Gebhard Ullmann – tenor sax, flute, bass clarinet / Anke Lucks – trombone / Gerhard Gschlößl – trombone / Lina Allemano – trumpet / Martin Klingeberg – trumpet, vocals / Nikolaus Neuser – trumpet / guest Raymond MacDonald – soprano + alto sax, composition

Das zweitgrößte Ensemble der diesjährigen Saison am Kaisersteg kann man angesichts seiner hochkarätigen Mitglieder als eine Art Gipfeltreffen bezeichnen.
Den Beteiligten geht es aber vor allem darum, einer Legende Referenz zu erweisen: der Brotherhood of Breath.
Diese Band gilt heute als Keimzelle des Ethno-Jazz, gleichwohl ist sie mittlerweile weithin vergessen und gilt allenfalls unter Fachleuten als unbedingter Geheimtipp.
1969 wurde die „Bruderschaft“ von dem aus Südafrika stammenden Pianisten Chris McGregor in London gegründet, dazu gehörten u.a. Dudu Pukwana, Louis Moholo, Mongezi Feza, Evan Parker, Alan Skidmore, John Surman.
Das Debütalbum etablierte 1971 ihren Ruf als aufstrebende Innovatoren, die afrikanische Melodik, treibenden Puls und ekstatische freie Improvisationen vereinte. Eine weitere Studioproduktion sowie eine Liveplatte folgten, Mitte der 70er löste sich die Urformation auf.

Die New Generation of Sister & Brotherhood versammelt nun herausragende Musikerinnen und Musiker mehrerer Generationen und erweckt den grenzlosen Geist der damaligen Pioniere zu neuem Leben.
Um die akribische Erforschung des überlieferten Materials der Brotherhood of Breath kümmern sich seit Jahren der schottische Musikwissenschaftler/Saxophonist Raymond MacDonald und der legendäre deutsche Drummer Günter Baby Sommer.
Das ambitionierte und spektakuläre Projekt soll auch andernorts auftreten, darüber hinaus sind Kooperationen mit weiteren Musizierenden und Ergänzungen des Repertoires um neue Stücke ins Auge gefasst, die Baby Sommer im politisch engagierten Geist der Brotherhood schreibt.

chrismcgregor.html
babysommer.com

Weitere Aufführungen:
So 29. August – Jazz Picknick Cottbus; Mo 30. August – Dresden Jazzclub Tonne

 

 

 

Gefördert von:

Initiative Musik     

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Samstag 11. September 2021 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
Freiluft Bühne im Garten   [Hasselwerderstraße 22A]
Jazz am Kaisersteg



UnbedingT

UnbedingT Photo: Klaus FehlingJürgen Kupke – clarinet
Florian Bergmann – bass clarinet
Christian Marien – drums
Jörg Schippa – acoustic guitar

Auch dieser Samstag am Kaisersteg präsentiert ein absichtsvolles Kontrastprogramm und zeigt damit, wie vielschichtig der Jazz im 21. Jahrhundert ist.
Zum Auftakt beweist das Quartett UnbedingT nicht nur durch seine ausgefallene Besetzung entschlossenen Gestaltungswillen.

In der Musik des Albums Zirkus Bizarr erkannte das Fidelity Magazin „eine Art Volkstanz-Avantgarde aus dem Abenteuergeist des Bebop“ und analysierte begeistert: „wilde Melodien, groteske Rhythmen, rasante Karikatur und virtuose Übertreibung, etwas schrille Melancholie auch, Polka, Bänkellied und Zauberei. […] Vollends einzigartig gerät dieser Musikzirkus aber durch die seriöse Komplexität der Kompositionen, in denen sich halsbrecherische Linien irrwitzig überlagern.“

Die Instrumentierung erklärte Bandleader Jörg Schippa seinerzeit im Jazz Thing: „Klarinette reizt mich wegen ihrer Farben und starken Ausdrucksmöglichkeiten, die Bassklarinette liegt mir seit Bitches Brew im Ohr und die akustische Gitarre überdeckt deren Ton nicht wie eine elektrische.“

joergschippa.de

 

 

 

Hannes Zerbe Jazz Orchester

HANNES ZERBE JAZZ ORCHESTERREEDS
Jürgen Kupke – clarinet / Silke Eberhard – alto sax, clarinet / Nico Lohmann -alto sax, flute / Dirk Engelhardt – tenor sax / Gebhard Ullmann – bass clarinet, flute / Alexander Beierbach – bariton sax
BRASS
Damir Bacikin – trumpet / Nikolaus Neuser – trumpet, flügelhorn / Christian Magnusson – trumpet / Jörg Huke – trombone / Florian Juncker – trombone / Stefan Most – horn / Morris Kliphuis – tuba
RHYTHM
Jörg Schippa – guitar / Horst Nonnenmacher – bass / Christian Marien – drums / Hannes Zerbe – piano
GUESTS
Heide Bartholomäus – vocal / Taiko Saito – xylophon

Der Pianist und Bandleader Hannes Zerbe (*1941) wird im Juni 2021 mit dem Jazzpreis Berlin ausgezeichnet und gilt als einer der Gründerväter der ostdeutschen Jazzszene. Schon Ende der Siebziger setzte er sich in seiner damaligen „Blech Band“ (zu der auch Mitglieder der Staatskapelle Berlin und der Berliner Sinfoniker gehörten) mit Kompositionen Hanns Eislers auseinander.
Eine kaum weniger lang andauernde Verbindung pflegt er seit 1989 mit dem knapp 19 Jahre jüngeren Klarinettisten Jürgen Kupke.
Das Repertoire seiner Ensembles schreibt Zerbe fast immer selbst, wobei er laut eigener Website „die europäische Musiktradition von Komponisten wie Alexander Mossolow, Kurt Weill, Hanns Eisler und Paul Dessau bewusst einbezieht; auch Einflüsse aus dem sinfonischen Bereich von Bruckner über Strawinsky bis Schostakowitsch sind […] relevant.“
Im 2011 gegründeten Jazz Orchester Berlin versammelt Zerbe Protagonisten der hauptstädtischen Jazz-Elite.
Das Projekt Industriekultur im Jahre 2019 warf einen künstlerischen Blick auf die Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Ausgangspunkt dabei ist die Bewegung des Futurismus mit ihrer Faszination für Technik und daraus resultierendem Fortschritt. Viele Künstler unterschiedlicher Disziplinen ließen sich seinerzeit von industriellen Prozessen und den dazugehörigen Anlagen anregen.
Mit 17 Personen ist Hannes Zerbes Jazz Orchester die größte Formation der diesjährigen Saison am Kaisersteg und als würde dieser Superlativ nicht genügen, wird es seit dem Projekt INDUSTRIEKULTUR noch verstärkt durch die ausdrucksstarke Malletspielerin Taiko Saito und die Schauspielerin Heide Bartholomäus.

hannes_zerbe_jazz_orchester.html
www.hanneszerbejazzorchester.de

 

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Samstag 25. September 2021 - Jazzkeller 69 päsentiert - 16 Uhr:
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Jazz am Kaisersteg



Off The Record

Off The RecordDominik Bukowski – vibraphon
Ronny Graupe – guitar
Phil Donkin – bass
Oliver Steidle – drums

Seit den frühen Nullerjahren zieht Ronny Graupes Ruf als besonders origineller Gitarrist immer weitere Kreise.
Nicht zuletzt wegen seiner individuellen Klanggebung, die ihm u.a. durch eine zusätzliche siebte Saite in tieferen Registern gelingt.
Ob in seiner Band Spoom (mit Christian Lillinger, Jonas Westergaard, Christian Weidner), bei Gropper/Graupe/Lillinger (Ex-Hyperactive Kid) und Melanoia oder im Projekt qöölp an der Seite der französischen Stars Theo und Valentin Ceccaldi (Geige und Cello): stets verblüfft Graupes eigener Stil.

Im 2019 gegründeten Quartett Off The Record weiß er mit Donkin und Steidle zwei bekannte Größen hinter sich, die als überaus wendige, einfallsreiche und dynamische Impulsgeber begeistern.
Noch signifikanter ist indes die Paarung Vibraphon und Gitarre. Zwei Instrumente, die sowohl melodisch, als auch harmonisch agieren können, konstatiert Graupe, der Bukowski schon während seines Studiums bei einem Workshop kennenlernte.
Die Musik charakterisiert er als lange, sich entwickelnde kompositorische Bögen, deren Formen und Strukturen Räume bieten für Improvisationsfelder, die an freies Spiel grenzen. Da Bukowski größtenteils in Danzig lebt, dürfte sein Auftritt für viele eine Entdeckung werden.

 

 

 

Weird Weapons

WEIRD WEAPONSOlaf Rupp – acoustic nylon string guitar
Joe Williamson – double bass
Tony Buck – percussion

Das Trio um den Ausnahmegitarristen Olaf Rupp veröffentlichte 2005 sein Debütalbum, rund sechs Jahre später erschien der schlicht 2 genannte Nachfolger.

„Jede Note hat ihre eigene Klangfarbe und braucht deshalb keinen melodiösen, harmonischen oder sonst wie dramaturgischen Überbau“, skizziert Rupp das Konzept der faszinierenden, teils transparent-filigranen, teil komplex-abstrakten Musik, die international hoch gelobt wird.
Die nonkonforme Haltung der drei Künstler zeigt sich in vielen Aspekten. Rupps eigenwillige Spielweise, bei der er die Gitarre in einer aufrechten Position hält, lehnt sich an die chinesische Pipa-Tradition an, zudem streicht er manchmal mit einem Bogen.

Tony Buck gilt als äußerst erfindungsreicher und klangorientierter Drummer, der Knistern, Kratzen und Scheppern, hypnotisch-rollende Patterns und schwellende Töne in seine erstaunliche Rhythmik integriert.
Williamson schabt, sägt und quietscht ebenfalls gerne geräuschhaft mit dem Bogen. Während Rupp und der Australier Buck bis heute zu den wichtigen Impulsgebern der Berliner Improvisationsszene zählen, ist Joe Williamson inzwischen wesentlich seltener hier zu sehen – der Kanadier wohnt seit einer Weile in Stockholm.

www.olafrupp.de

 

 

 

Silke Eberhard / Nikolaus Neuser and TALIBAM!

Silke Eberhard / Nikolaus Neuser and TALIBAM!Silke Eberhard – alto sax
Nikolaus Neuser – trumpet
Kevin Shea – drums
Matt Mottel – synthesizer, 3-string guitar

Im September 2020 veröffentlichte das transatlantische Quartett das Album This Week Is in Two Weeks mit zwei knapp 20min langen, dynamischen ad hoc-Stücken.
Dabei zeigen nicht nur die jeweiligen Duos tiefes Einverständnis untereinander (immerhin arbeiten sie schon viele Jahre zusammen), auch die gemeinsame intuitive Interaktion funktioniert atemberaubend.

Klug gesetzte Kontraste (beispielsweise Bläser vs. Synthesizer), ein energiegeladenes Schlagzeug als Triebfeder, mäandernde Linien und rollende Flügel-Einsätze, flirrende bis schroffe Modulationen, eine enorme Bandbreite an Klangfarben und Abstraktionen kreieren extrem dichte Momente.
Zwischendrin flackern Referenzen an die Jazz-Geschichte bis hin zu kleinen Blues-Motiven auf. Die glückliche Fügung will es, dass Shea und Mottel nach fulminanten Auftritten bei früheren Moers Festivals in diesem Jahr die dortige „residency“ erhalten haben; so werden die beiden New Yorker länger in Deutschland sein und können die Kooperation mit Eberhard/Neuser fortsetzen.

Noch ein Wort zu ihrem Künstlernamen: er geht auf die Überschrift einer Zeitung zurück, die versuchte, das Bombardement der Amerikaner in Afghanistan heldenhaft zu überhöhen – einen Angriff, den die beiden Künstler verurteilen.
Ihr Ziel ist vielmehr, Ideologien und Dogmen mit menschlichem Geist und Mitgefühl zu begegnen.

 

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