Samstag 18. Juni '11


 

Jazz an der Lohmühle IX
Kultursommer im Treptower Norden

Juni – August 2011
jeweils 19 – 22 Uhr draußen & gratis

Wir sammeln Spenden für den Lehmhausbau in Otjiwarongo, Namibia (www.sodi.de)

Open Air Bühne Lohmühlenstraße / Ecke Kiefholzstr. (am Landwehrkanal)
( S-Bhf. Treptower Park / U-Bhf. Görlitzer Bhf. / Bus 194, 171, 147, 265 )
Kulturbanausen e.V. in Zusammenarbeit mit Jazzkeller 69 e.V. und Unterstützung des Bezirksamtes Treptow-Köpenick

Jazz an der Lohmühle ist auch in diesem Sommer ein lohnenswertes Pilgerziel für musikinteressierte Berliner und ihre Gäste.
Draußen und gratis werden in der romantischen Umgebung des Wagendorfes Lohmühle am Landwehrkanal in Berlin-Treptow wieder international anerkannte Berliner Solisten und Ensembles Musik zwischen moderner Folklore und zeitgenössischem Jazz vorstellen.

Der Jazzkeller 69 e.V. als Veranstalter kann in diesem Jahr auf 42 Jahre Jazz in Treptow zurückblicken. Unterstützt werden die Konzerte vom Kulturamts des Bezirksamts Treptow-Köpenick und dem Kulturbanausen e.V.

Editorial 2011 (von Thomas Mauch)
… und dann gibt es noch den Jazz, der in seinem Leben bereits einiges gewesen ist: ganz früh ein Kaschemmenspaß, eine Tanzunterhaltung, zwischendurch Hitparadenmusik, ein Kulturbotschafter, die Plattform für avantgardistische Konzepte, meistens ein Ort für musikalisches Abenteurertum oder einfach gepflegte Unterhaltung zum Fingerschnippen und Bier trinken.
Mal hieß er Dixieland, Swing, Bebop, Free Jazz oder Fusion, und das steckt ihm alles noch in den Knochen, auch manche Erschöpfungszustände hat er bereits hinter sich, ohne deswegen je aufgegeben zu haben, so dass er den alten und eigentlich mittlerweile recht verschnarchten Spruch von Frank Zappa gut verträgt.
Aber man erzählt ihn halt immer wieder gern: Der Jazz ist nicht tot, er riecht nur komisch.
Und er >>riecht<< immer wieder anders. Weil der Jazz, durchaus widerborstig und selbstbewusst, schon gern sein eigenes Ding durchzieht und trotzdem doch genau mitbekommt, was da gerade sonst so um ihn herum passiert. Mit allen Genres hat der Jazz mal geflirtet, und die mit ihm, Rock, Funk, Weltmusik, Electronica. Was immer für belebende musikalische Kontroversen sorgte und manchmal ein Jammern bei den einen, dass der Jazz jetzt aber gar nicht mehr richtig Jazz sei, während die anderen sagten, dass er genau dann das eben wieder ist: Jazz. Musik der Gegenwart. Und ihr manchmal sogar ein kleines Stück voraus.

Das alles kann man hören beim „Jazz an der Lohmühle“. Ein prima Sommerfrischeprogramm, bei dem man sich in Kleider- und Stilfragen recht ungezwungen gibt, umsonst & draußen im Wagendorf Lohmühle, wo die E-Gitarren dann auch mit Solarstrom gefüttert werden und der Jazzkeller 69 wieder mal einen musikalischen Abenteuerspielplatz eingerichtet hat, wo Grundschulkinder gemeinsam mit dem Freispiel-Pionier Gunter Hampel improvisieren, Musiker aus vier Kontinenten – bei der Band Mutarensis – sich in einer musiksprachlichen, babylonischen Vielstimmigkeit üben oder Bands einfach so einen hübschen Namen tragen wie Marketing-Insolvenzgruppe-Süd.
Letztere Gruppierung kommt aus dem Umfeld des Jazzkollektivs Berlin, dem Zusammenschluss von Berliner Bandleadern, mit dem der Jazzkeller 69 in diesem Jahr wieder kooperiert.
Und wieder spielen Musiker aus Köln beim „Jazz an der Lohmühle“, weil Köln die Partnerstadt von Treptow ist.
Was prinzipiell schon auch Jazz ist, dem es um Austausch geht und um Anschlüsse. Um eine Auseinandersetzung, die auch streitbar sein darf und dabei doch gemeinsam nach Lösungen suchend, in Fragen, Antworten und wieder neuen Fragen, im musikalischen Gespräch der Musiker auf der Bühne, in der Beziehung zwischen der Bühne und dem Publikum, im Publikum selbst: Zwiesprache. Kommunikation.

Der Jazz ist am besten genau so, als Unterhaltungs–Musik. An der Lohmühle – und, das ganze Jahr über in den Berliner Clubs – wird man ihn so finden. Außerdem gilt weiterhin, was bereits der Erich Kästner gesagt haben könnte: Es gibt keinen Jazz, außer man hört ihn.
~ Thomas Mauch