Donnerstag 22. Oktober '09


Sirone      1940 – 2009       R.I.P

sirone20051Gestern Morgen am 21. Oktober ist Norris Jones (SIRONE) in seiner Berliner Wohnung im Alter von 69 Jahren an Lungenkrebs gestorben.

Sirone war nicht immer ein einfacher Mensch, aber ein wundervoller Bassist.

Seit Mitte der Sechziger Jahre gehört Norris „Sirone“ Jones zu den prägnantesten Bassisten der internationalen Jazzszene.

Geboren 1940 in Atlanta, Georgia, spielte er bereits als junger Musiker mit dem Tenorsaxophonisten George Adams, bevor er 1966 für ein Engagement bei John Coltrane nach New York ging.
Es dauerte nicht lange, und Sirone wurde zu einem der gefragtesten und innovativsten Bassisten der Jazzavantgarde New Yorks.

Die Bezeichnung „Free Jazz“ benutzt er nicht gerne, sie sei viel zu oft missbraucht worden, manchmal stehe sie einfach nur für eine Menge Krach.
Ohnehin gebe es keine wirklich „freie“ Musik – und wer ihn spielen hört, erkennt sofort was er meint: Ein ausgeprägtes Empfinden für Formen und Struktur gehören neben seinem kraftvollen, einzigartigen Ton, den er seinem Instrument entlockt, zu den Markenzeichen von Sirone.

Sieben Jahre lang war sein markantes Spiel fester Bestandteil der „Cecil Taylor Unit“ und er begründete u. a. mit George Adams, Rashied Ali und James „Blood“ Ulmer die Allstar-Band „Phalanx“.
Die Reihe der Musiker, mit denen Sirone zusammengespielt hat, ist nahezu endlos und liest sich wie ein „Who’s Who“ der modernen Jazzgeschichte.
Darunter finden sich Konzerte und Aufnahmen mit Archie Shepp, Albert Ayler, John Coltrane, Cecil Taylor, Sun Ra, Anthony Braxton, Pharoah Sanders, Don Moye, Sonny Sharrock, Ornette Coleman, Dewey Redman, Ronald Shannon Jackson u. v. a.

Im letzten Jahrzehnt schien es ruhiger geworden zu sein, um den Musiker und Komponisten, der inzwischen überwiegend in Berlin lebt.
Tatsächlich hat er jedoch zahlreiche Film- und Theaterprojekte auf den Weg gebracht.
Daneben hat es auch immer neue Kontakte mit der europäischen Jazzszene gegeben – entstanden ist dabei u. a. die Formation „Concord“ (mit Ben Abarbanel-Wolff, sax; Ulli Bartel, violin; und Maurice de Martin, dr), deren erste CD im vergangenen Jahr erschienen ist.

Dass Sirone nie von der internationalen Jazzbühne abgetreten ist, stellte er mit der Wiedervereinigung des „Revolutionary Ensemble“ unter Beweis.* Mit „And now…“ knüpfte das legendäre Trio (Leroy Jenkins, violin; Jerome Cooper, dr/key; Sirone, bass) quasi nahtlos an seine bahnbrechende Arbeit während der Siebziger Jahre an – und das nachdem erst wenige Monate zuvor mit „The Psyche“ eine der fünf LPs der Band auf CD wieder veröffentlicht worden war.

Wir werden ihn vermissen.