Sonntag 14. Februar '16    Einlass: 16:00   Beginn:16:30  Jazzkeller 69 zu Gast in
NoVilla   [Hasselwerderstr. 22, 12439 Berlin-Niederschöneweide]


Clara Haberkamp Trio

clara haberkampClara Haberkamp – piano. vocal
Tilo Weber – drums, percussion
N. N. – bass

Clara Haberkamp spielt auf betörende Weise entrückt.
Manches wirkt verstockt, anderes zerbrechlich, als würde sie ihr Inneres nach außen kehrt.
Die Mitzwanzigerin und Wahlberlinerin last sich sowohl am Klavier als auch als Sängerin auf eine Intensität ein, die nur wenig mit der Orientierungssuche zu tun hat, die den künstlerischen Prozess rund um die akademische Aneignung von Jazzkompetenzen üblicherweise prägt.
Denn “You Sea” mit Bassgitarrist Dan Peter Sundland und Drummer Tilo Weber greift zwar irgendwie auch auf die Grundlagen des Triospiels zurück, geht aber zugleich weit darüber hinaus.
Was da an der Oberfläche wie kammerjazziger Postromantizismus mit einer Prise porösen Stilbröckelns wirkt, ist im Kern ein Bekenntnis zur Unabhängigkeit, dem auch egal ist, aus welcher Traditionslinie kommen mag, was da erklingt.
Haberkamp ist mit ihrer Musik bereits jetzt so weit draußen, wie andere nach Jahrzehnten nicht sein werden.
Das ist ein radikaler Anspruch an sie selbst, aber auch ein Glück für die Hörer.

Clara Haberkamp hat etwas, das nur bei ganz wenigen Musikern – zumal im Jazz – funktioniert, das bei ihr aber ein fast schon erschütterndes Wechselspiel von Kompression und Ausdehnung auslöst.
Aus der unentwegten Verkettung kreativer Impulse ergibt sich, wie von selbst, eine Meisterschaft der stringenten Unlogik.
Diese zielführende Unvorhersehbarkeit ist so intensiv wie das Leben, das ja auch nur höchst selten so verläuft, wie wir es gern hätten, dafür aber umso spannungsgeladener ist.
Wenn man Clara Haberkamp eines bescheinigen kann, dann Unerschrockenheit. Ihre Stücke offenbaren gleichermaßen Wucht und Verwundbarkeit.
Sie lösen im selben Moment Nähe und Distanz aus, doch kann man sich auf keinen der beiden Zustände verlassen, denn sie durchdringen einander schneller, als wir uns darauf separat einlassen könnten. Gemeinsam mit ihrem Langzeit-Schlagzeuger Tilo Weber, einem Stoiker auf den Trommeln mit dem gewissen Paul Motian-Gen, und dem norwegischen Bassisten Dan Peter Sundland, dem Neuzugang ihres Trios, durchpflügt sie Welten, die zutiefst aufwühlend sind. Sie ergreifen eher, als umarmen zu wollen, und lassen nicht mehr los.
Dieser faszinierenden Dramatik kann man sich beim besten Willen nur schwer entziehen kann. Aber warum auch?
Entlastung von der Intensität der instrumentalen Monolithen gewährt das Trio dem Ohr in den gesungenen Songs.
Hier offenbart sich eine ganz andere künstlerische Persönlichkeit als in den Klavierstücken. Das Klavier ist im Kopf zentriert, die Stimme gleitet ihr durch die Finger.
Anstelle des emotionalen Überschwangs tritt plötzlich eine mondäne, unterkühlte Zartheit, ängstlich, schön, und doch zuweilen bedrohlich wie die Schneekönigin.
Erinnert das Klavier zuweilen an Felsen, so wirkt die Stimme wie ein kühler Hauch, der sich jedoch nicht am Stein bricht, sondern ihn umhüllt.
So krass sich diese beiden Wesenheiten auch zunächst widersprechen mögen, so sehr machen sie doch die Gesamtheit der künstlerischen Aussage dieses Labyrinths der Intentionen aus.
~ Wolf Kampmann 03/15

www.clarahaberkamp.com

 

In Zusammenarbeit mit moving poets Berlin GmbH.